Mittwoch, 14. Dezember 2022
Avatar 2
Ein Film, den ich mir noch nicht einmal ansehen muss, um ihn zu hassen. Für mich ist das einfach nur eine einzige, riesengroße Geschmacklosigkeit, sonst nichts.

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Donnerstag, 12. Mai 2022
Der
- erste Avatar-II-Trailer ist da.

https://youtu.be/739lmr1IJsk

Au, Backe!

Wenn das mal gutgeht. Womöglich haben wir es mit dem größten Flop aller Zeiten zu tun (der dann auch noch zwei weitere nach sich ziehen würde).

***

Vielleicht sollten wir allmählich mal anfangen, ein ernsthaftes Verzeichnis der Impfschäden anzulegen. Ich hätte da etwas beizutragen.

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Montag, 28. März 2022
Welcome to the Oscars!
Wow, die Oscars sind, showTechnisch, wieder auf dem richtigen Weg. Das freut mich außerordentlich!



Das Highlight!

Im letzten Drittel der Show steht der gute Will Smith, nach einem dämlichen Scherz, den Chris Rock über Will Smith's Frau Jada losgelassen hat, auf, knöpft sich auf dem Weg zur Bühne noch sein Ein-Knopf-Sakko zu, und haut Chris Rock ansatzlos voll eine rein.

>:-)

Die ersten Worte des konsternierten, hilflos um sich blickenden Chris Rock:

1.
"Wow! Will Smith hat mir die Scheiße aus dem Leib geprügelt!"

Und unmittelbar darauf:

2.
"Eine der größten Momente der Fernsehgeschichte!"

***

Anmerkung des Verfassers: LOL!

***

Sechs Oscars für DUNE. Eher die Ambiente- und TechnoOscars - Musik, Visuelle Effekte, Szenenbild, Schnitt, Kamera, Ton. Keinen der großen Drei, also Bester Film, Beste Regie, Hauptdarsteller/-innen...
Ist aber auch traditionell schwer für so ein wuchtiges Werk, das viel mit visuellem Prunk arbeitet. Ich verstehe zwar wie immer nicht, warum in diesen Fällen nicht zumindest auch die Regie gewürdigt werden kann, denn als Regisseur muss man das ja auch erst einmal alles unter einen Hut kriegen, aber - okay, die Acadamy fühlt sich, was die Regie angeht, eben eher zu etwas mehr menschfixiertem, dialoglastigerem Material hingezogen.

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Montag, 7. Februar 2022
Wie
- angekündigt: die anderen Filme von Denis Villeneuve.

Blade Runner 2049
USA 2017

Regie: Denis Villeneuve




Nun ja, gut.
Allerdings für mich persönlich nicht so überzeugend wie DUNE/2021.
Gründe: vor allem Ryan Gosslin, der sich dieser Rolle 2017 nicht gewachsen zeigte. War ne Nummer zu groß für ihn (oder er hat die Rolle nicht wirklich verstanden bzw. verinnerlicht, oder auch einfach nur falsch angelegt). Was natürlich spätestens am Ende, im direkten Vergleich mit Harrison Ford, dem Blade Runner des Originals von Ridley Scott/1982, geradezu krass auffällt. Natürlich musste ein Unterschied zu den früheren Androidengenerationen her, die ja, nach den Ereignissen in Blade Runner, gezüchtigt, beschränkt und gedämpft wurden. Diesen Unterschied aber als eine Art Terminator zu manifestieren, ist eine rückwärts gewandte Methode, keine innovative, wie sie ein Blade-Runner-Update verdient gehabt hätte.
Und wenn man dann noch bedenkt bzw. erinnert, in welch unglaublich feiner Nuancierung Sean Young 1982, in ihrer durch und durch androidischen Performance als Rachael (Bild folgt), Gefühle hat durchschimmern lassen, dann versetzt das dem groben Auftritt Ryan Gosslins noch einmal zusätzlich einen Schlag ins Kontor.


Sean Young - Blade Runner/1982

Aber es gibt noch eine weitere große Schwäche des Films (auch im Vergleich zu DUNE/2021).
Das elegische Erzähltempo, das mitunter minutenlang in einer Szene verharrt, ist darauf angewiesen, dass die Kamera, und natürlich auch das Schauspielerische, eine Rechtfertigung dafür liefern. Das ist in DUNE/2021 durchweg und ausnahmslos der Fall, gelingt in Blade Runner 2049 aber nicht immer. Und wenn dann eine solche Szene nicht funktioniert, dann gerät die übergroße zeitliche Ausdehnung eben auch schnell mal zur Geduldsprobe, sprich: es kann langweilig werden.
So weit zu den offensichtlichen Schwächen.

*

Ein starker Film ist Blade Runner 2049 aber dennoch. Die Kritik bewegt sich hier auf ziemlich hohem Niveau, obwohl diese Arbeit von Villeneuve, auch wenn es von manchen inzwischen so gesehen wird, meiner Meinung nach noch kein Meisterwerk ist, sondern lediglich ein weiterer Entwicklungsschritt im Hinblick auf die außergewöhnliche Bildsprache, die er da vor unseren Augen zu entfalten sucht.
Zunächst einmal ist Blade Runner 2049 eine der besten und gelungensten, mir bekannten Fortsetzungen eines Klassikers überhaupt. In jeglicher Hinsicht - bildlich, thematisch-inhaltlich, geschichtlich - tiefgründig verwoben mit dem legendären Original aus dem Jahr 1982.
Das kam man kaum besser machen.
Besonders beeindruckt diesbezüglich auch die Tatsache, dass sogar - absolut identisch - der strukturelle und dramatische Aufbau des Originals verwendet wird, ohne dass dieser Umstand einen Eindruck platten Epigonentums erweckt. Wie Blade Runner/1982 nutzt nämlich auch Blade Runner 2049 den geradezu behäbigen, gleichförmig ruhigen und langwierigen Aufbau, dessen dadurch aufgestautes Potential sich am Ende kontradiktorisch in großer, plötzlich einsetzender, lang anhaltender, Dramatik entlädt.
Überzeugend im Vergleich zum ersten Film auch die Umsetzung der thematischen Nuancen. Das Hauptthema, die Frage nach dem Unterschied zwischen künstlicher Lebensform und Mensch (eines der zentralen Themen des Autors, dem wir das alles zu verdanken haben: Philip K. Dick, DO ANDROIDS DREAM OF ELECTRIC SHEEP? - 1968), bleibt erhalten, verschiebt sich aber da, wo Blade Runner/1982 eher die Grundsatzfrage stellt und auf Gefühle rekurriert, fast unmerklich auf die Frage nach der Art, dem Wesen und der Funktion, von Erinnerung.
Sehr beeindruckend, und ungebrochen intellektuell.

***


Philip K. Dick, Horselover Fat, 1982

Kurz vor seinem, leider viel zu frühen, Tod.

Ich muss mal eine gesonderte Würdigung dieses großen Autors formulieren. Ein Mann, dessen psychische Stärke es ihm erlaubte, selbst die brutalsten Psychosen vom Rand des fassbaren Universums noch in greifbare Forschungsergebnisse und literarische Ausarbeitung münden zu lassen.
Wir verdanken ihm unsere gesamte Aktualität und die komplette postfuturistische Moderne, wie wir sie heute erleben.

***

Konklusion.

Villeneuves Bildsprache und sein Stil sind inzwischen bereits dermaßen eigenständig und gefestigt, und dabei trotzdem so offen, dass er sie variieren kann, ohne ihre Einheitlichkeit zu gefährden. DUNE/2021 ist geprägt von Gigantismus, von Weltraumtechnologie, postmoderner Kälte, Wahnsinn und Verlorenheit, in Blade Runner 2049 dagegen zeigt uns Villeneuves Stil eine stark surrealistische, hin und wieder gar psychedelische Seite. Speziell der Gang durch das verwüstete Los Angeles, das 2049 offiziell als Müllhalde dient, wirkt großartig, ist genialistisch, ist wahrhafte Kunst. Eine in sich bewegliche, surreale Installation, ein Wachtraum in schmutzigem Gelb.
Ja, das ist wirklich, wirklich gut, und man darf äußerst gespannt sein, in welcher Art von Film Villeneuves Experiment letztlich enden wird.
Vor allem bin ich gespannt, was passiert, wenn er sich irgendwann von der bloßen Neuinterpretation klassischer SF - und ihrer Motive - zu einer vollkommen freien, unabhängigen Verfilmung erhebt. Das dürfte dann ja ein geradezu fulminantes, sehr experimentelles und intellektuelles Filmrätsel werden, ein später David Lynch, eine Art MULHOLLAND DRIVE (2001) des explizit Phantastischen oder - speziell auf die SF bezogen - eine Art ODYSEE IM WELTRAUM (Kubrick, 1969) für das 21. Jahrhunderts.

Oder eine Mischung aus beiden.

Die reine Visualität - um der Visualität Willen.

Na ja, wie auch immer, schauen wir mal.

Nächste Station: ARRIVAL (2016) - eine Auseinandersetzung mit dem klassischen Thema des Erstkontakts.

Blade Runner 2049: 89 %.

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Samstag, 22. Januar 2022
Endlich
- mal wieder ein wirklich großer Film von Ridley Scott.




Das letzte Duell (Orig.: The Last Duel)

Regie: Ridley Scott

USA 2021

Ich mag den Film.
Der Versuch ihn außer Raum und Zeit zu stellen - variierte Kameraperspektive=technischer Raum, nuancierte Wiederholung verschiedener Sichtweisen=erzählerische Zeit, nebst einem Anfang des Films, der dem Zuschauer erst einmal kurzzeitig die Orientierung nimmt - ist zwar nicht ganz neu, aber durchaus gelungen. Die Bilder sind wunderschön, geradezu atemberaubend fotografiert, das Ensemble ist bis in die Nebenrollen hinein erstklassig aufgestellt, und bestens gelaunt, die Ausstattung zeigt sich nüchtern, aber prächtig, die Musik ist schlicht genial.
Womöglich der beste Ridley-Scott-Film überhaupt.
Ein vielleicht letztes, ultimatives Statement zur Kunst des FilmeMachens (dies übrigens im klaren Unterschied zu Villeneuve´s DUNE, der eher einem futuristisch-existentialistischen Kommentar zum geistig-moralischen Entwicklungsstand der Menschheit darstellt).

***

Inhaltlich liegt der Knackpunkt in einer kurzen Einblendung, einem zusätzlichen schwarzen, weiß beschrifteten Bildschirm, der die dritte Perspektive, die Perspektive der vergewaltigten Frau, als die tatsächliche Perspektive und damit die objektive Wahrheit kennzeichnet, während die männlichen Ansichten der beiden Rivalen - einer unter dem Wappen dreier Königslilien, der andere unter dem der aufsteigenden Schlange - lediglich subjektive Sichtweisen bleiben.
Das ist natürlich fragwürdig.
Zumindest solange die historisch belegten Prozessakten, und die darin gewöhnlich enthaltenen Aussagen, eine dermaßen klare Entscheidung nicht zwingend vorgeben. Das wäre die einzige reale Instanz, die eine solch klare und eindeutige Festlegung begründen könnte.
Nicht die einzige interessante Frage, die der Film aufwirft.

***

Lange Rede, kurzer Sinn: eine fette Empfehlung für alle Filmfans, und noch einmal gesondert für alle Freunde des Mittelalters (hier in seiner späteren Version), denn ich kann mich tatsächlich kaum an eine wuchtigere, filmische Darstellung des Mittelalters erinnern. Allenfalls John Boormanˋs EXCALIBUR (1981) kommt mir da noch in den Sinn, aber der war natürlich sehr fantasyhaft und mythologisch angelegt. Vielleicht noch Luc Bessonˋs JOHANNA VON ORLEANS (1999) mit der furienhaften Milla Jovovich.

100 %

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Dienstag, 18. Januar 2022
DUNE


Regie: Denis Villeneuve

USA 2021

Ich kann gar nicht hoch genug greifen.
Ein Riss im Universum.
DUNE von Denis Villeneuve ist das ultimative, filmische Phantastik- und SF-Statement der Postmoderne, und zugleich - deren definitiver Abgesang. Ein Meisterwerk in Stil, Ästhetik, Kamera und Ton, das für mich gleichberechtigt in einer Reihe mit den ganz wenigen, wirklich ganz großen SF-Filmen der Filmgeschichte steht.
Wir erleben die Verschmelzung der Gegensätze. Mystik, Magie und Wissenschaft, Natur und Hochtechnologie, klassische Tragödie und PopArt: DUNE schließt den Kreis, bildet die Einheit, und führt uns gleichzeitig weit darüber hinaus in eine unbekannte Zukunft.
Eine neue Epoche - etwas ganz Neues - hat begonnen.
Fremd, mächtig, dunkel und bedrohlich.

***

Die einzigen, wirklichen Kritikpunkte, die man vielleicht anmahnen könnte, wären vielleicht eine gewisse, zähe Langatmigkeit im Erzähltempo, was jedoch vollkommen subjektiv, also Geschmackssache ist, bzw. auch eine Art der Gigantonomie und kolossalen Überproduktion, aber auch das ist eine persönliche Sache des Empfindens bzw. hier sogar ein Stilmittel: Der Mensch als hilfloser, machtloser, unbedeutender Aspekt eines gigantischen Universums, angefüllt mit mächtiger, schwerer Technologie, die zu einem Abbild toter Ewigkeit geworden ist.

Alles, was blieb, ist die Stimme der Macht.

Frank Herbert hätte es geliebt!

Ein MUSS!

99 %

Und weil der Film so großartig ist, werde ich mir jetzt wohl auch mal die beiden Vorgängerfilme von Villeneuve ansehen, ARRIVAL (2016) und BLADE RUNNER 2049 (2017).

***

Für 10 Oscars nominiert, darunter aber NICHT der Oscar für die beste Regie. Die Acadamy hat DUNE/2021 wohl als Ausstattungsfiulm eingeschätzt. Ein Fehler, denn die Regie ist hier natürlich auch extrem wichtig, und sehr gut.

***

Zweiter Teil - wie ich gerade erfahre - bereits angekündigt.

Na super!

Ich bin gespannt!

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Samstag, 8. Januar 2022
Letztlich
- mag ich Jackson's "Hobbit-Trilogie" deutlich lieber als seine Herr-der-Ringe-Verfilmung. Trotz der monströsen Aufgeblähtheit und der zahlreichen Elemente, die einfach so hinzugefügt wurden. Nicht, dass ich seinen Herr der Ringe als völlig misslungen bezeichnen würde, das würde zu weit gehen, aber es gibt da doch so einige Dinge, die mich stören. Vor allem die Kamera. Dieser Weichzeichner, der - zu oft - über den Bildern liegt, und die - für mein Empfinden - allzu prägnante Unwirklichkeit der Farben. Von anderen Kritikpunkten, wie zum Beispiel der einen oder anderen schauspielerischen Fehlbesetzung (Aragorn), mal ganz abgesehen.

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Sonntag, 7. November 2021
Interstellar


USA 2014

Regie: Christopher Nolan

Zwiespältig.

Einerseits mit wirklich ganz großen, vor allem auch visuellen Momenten, großer Spannung und Dramatik (besonders zu erwähnen wäre hier auch der großartig eingesetzte Soundtrack), andererseits aber auch ziemlich hanebüchen und, was die zwischenmenschlichen Emotionen und die Charaktere angeht, äußerst, um nicht zu sagen erschreckend, platt und stereotyp.

Kann man sich ansehen.

70 %

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Sonntag, 19. September 2021
Bundy
- and the Green River Killer.



GB 2019

Regie: Andrew Jones


Zwiespältig, mit deutlicher Tendenz zum Negativen.

Der ambitionierte Versuch, die beiden Fälle von Ted Bundy und Gary Ridgway miteinander zu verbinden, funktioniert nur ansatzweise, so dass am Ende eigentlich beide Fälle zu kurz kommen. Das Ganze wirkt wie ein kurzer Überblick, ohne wirkliche Tiefe, ohne Hintergrund, und man fragt sich, was der Film eigentlich bezweckt. Es gibt ein bisschen Serienmörderinterview, wie in Mind Hunter (Fincher, 2017-2019), ein bisschen psychologische und private Belastung des Ermittlers, der nicht loslassen kann, wie in Zodiac (Fincher, 2007), aber nichts davon ist tiefgründig oder gut genug ausgeführt, um dem Film Bedeutung, Klasse oder eine durchgängig überzeugende Atmosphäre zu geben, im Prinzip ein zusammengeschusterter Schnelldurchlauf, mehr nicht.

Was also ist positiv an dem Film?

Nun ja, die schauspielerische Leistung, vor allem in der Darstellung der beiden Serienmörder Bundy und Ridgway, ist, teilweise zumindest, und wenn man sie nicht allzu streng an den realen Vorbildern misst, gelungen. Insbesondere die Interviews mit Ted Bundy haben durchaus ihre starken Momente.

Kann man sich ansehen, ist aber nichts Besonderes.

Irritierend sind zudem ein paar Unstimmigkeiten in der Falldarstellung, die absolut nicht der Realität entsprechen, und, was ganz Persönliches: ich hasse Filme, die den selben Take mehrmals verwenden. Kommt hier zwar nur einmal vor, aber das reicht mir schon.

Woran es natürlich auch fehlt, ist jegliches Zeitcolorit und jede sich in der Ausstattung des Films widerspiegelnde, zeitlich Entwicklung. Äußerst irritierend bei einem Film, der eine Zeitspanne von über zwanzig Jahren umreißt.

Low Budget. Low Art.

Mehr als ein B-Film, aber dennoch weit entfernt von einem großen Film. Vor allem, und das ist vielleicht das Tragischste an der Sache, ohne jegliche eigene Idee.

Ich denke, hier hat ein unabhängiger Filmemacher erste Übungsschritte unternommen.

30 %

PS.

Oh Gott, man betrachte sich dieses Filmplakat! Nichts wäre unpassender. Der dumpfe, reißerische Versuch, wenigstens den Horror- und Splatterfans noch ein paar Taler aus der Tasche zu ziehen.

Based on the true story which inspired Silence of the Lambs?

What???

Das ist glatt gelogen. Weder der Fall von Ted Bundy, noch der von Gary Ridgway, hat auch nur ansatzweise etwas mit dem dargestellten Fall in Schweigen der Lämmer zu tun.

BOOOOOOOOOH - verlogenes, bewusst täuschendes Marketing!

BOOOOOOOOH!

😊

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Samstag, 24. Juli 2021
Capone


Capone, USA 2020

Regie: Josh Trunk

Ich liebe kontroverse Filme. Oft genug findet man unter den kontroversen die WIRKLICH großen Filme, die Rohdiamanten der Filmkunst, die den handwerklichen Status Quo aufbrechen, um neue, innovative Wege zu gehen, neue Ideen umzusetzen, eine neue Bildsprache zu entwickeln, und damit neue filmische Dimensionen zu eröffnen.
Im Falle von Capone gelingt dies aber leider nur teilweise.
Zwar ist der ambitionierte und höchst anspruchsvolle Versuch, den Josh Trunk mit CAPONE unternimmt, aller Ehren wert, und er ist auch keineswegs völlig misslungen. Die Idee ist klasse. Bilder und Tempo, Schauspiel und Atmosphäre sind prima. Woran es jedoch fehlt, ist eine wirkliche Geschichte, ein Drehbuch mit einer Story, die Ziel und Richtung hat, Dinge, die einer filmischen Darstellung Orientierung, Dramaturgie und Geschlossenheit verleihen.
Nebenbei: Das Argument des bewussten Einsatzes der Orientierungslosigkeit als Stilmittel greift an dieser Stelle nicht, weil ein Stilmittel, das dazu führt, dass der Film nicht mehr funktioniert, kein Stilmittel mehr ist, sondern ein handwerklicher Fehler.

:-)

Die Situation: AL CAPONE wird nach zehnjähriger Haft (wegen Steuerhinterziehung - ein Treppenwitz der Historie übrigens) entlassen und auf seinem Privatbesitz in Florida unter Hausarrest gestellt. Er ist schwer krank, die Haft hat ihn gebrochen und, nach zwei Schlaganfällen, in die Demenz gestürzt.
Josh Trunk's Film widmet sich dem letzten Lebensjahr des legendären, nahezu in mythologische Sphären verklärten Verbrechers (und ist damit auch Mythologiekritik).



Eins ist klar, selten war eine Struktur so einzig und alleine auf eine einzige Figur ausgerichtet. Ein Konzept, das man in diesem Fall durchaus als gelungen bezeichnen kann, weil CAPONE den Verdacht, einfach nur ein weiteres oscar- und starfixiertes Movie zu sein, unter Hardys großartiger, stoischer Verkörperung der Hauptfigur unmittelbar ad absurdum führt. Hardy's Dialogarbeit (obwohl man von DIALOG eigentlich kaum noch sprechen kann) beschränkt sich auf unartikuliertes Brummen und Knurren - ein gelegentliches, nahezu unverständliches Nuscheln und - ganz, ganz selten einmal - zumindest ansatzweise, klare Worte immer dann, wenn anfallartig Aggression auftritt. Dann wechselt die Hauptfigur ins Italienische (deutsche Untertitelung) und äußert sich laut und relativ klar. Aber auch Hardy's nonverbales Spiel kennt nur ein Minimum an Zuständen: das blöde, inhaltsleere Vor-sich-hin-Starren, die vollkommene Paralyse, den aggressiv-paranoiden Anfall und einen, zumindest emotional, minimalstisch aktiveren Modus in Form des passiv Erlebenden im ausweglosen Labyrinth seiner persönlichen Erinnerungen und Halluzinationen.
Das alles erweckt dabei, erstaunlicherweise, nie auch nur einen einzigen Moment lang den Eindruck, speziell auf Hardy und seine exaltierte Performance hin ausgerichtet oder konstruiert zu sein, sondern verbleibt stets als organischer Teil der filmischen Perspektive des in sich gefangenen Erkrankten. Hier ist, wiederum erfreulicherweise, nicht der Schauspieler der Star, sondern das Thema.
Denn - nicht zuletzt - ist CAPONE natürlich auch der Versuch einer überzeugenden Darstellung des inneren Erlebens im Zustand einer Demenz, und stellt dergestalt eine extrem kompromisslose, und deshalb wahrscheinlich auch gelungene, Konfrontation und Auseinandersetzung mit der Krankheit dar. Ich kenne keinen anderen Film, der das Thema so gnadenlos in all seiner nackten, grotesken Brutalität und Grausamkeit zeigt, ohne einen Ausweg, ohne Verniedlichung, berrührte Umschreibung oder falsche Empfindlichkeit.



Wie also dreht man einen ernsthaften Film, der rein in der Wahrnehmung und dem Erleben eines Demenzkranken verbleiben will?

Ein schwieriges Unterfangen, das es tatsächlich erfordert, an den Grenzen und Schnittlinien der Machbarkeit gewöhnlicher filmischer Umsetzung zu arbeiten. CAPONE versucht zu diesem Zweck konsequent alle realen und irrealen Szenen, oder Personen, den exakt gleichen Status zuzuerkennen, um damit Realität, Erinnerung, Haluzination und paranoide Wahngebilde filmisch so miteinander zu verschmelzen, dass ALLES, was geschieht, letztlich in Frage gestellt werden muss. Im Grunde kann man in CAPONE niemals sicher sein, ob überhaupt irgendetwas - oder irgendjemand - real ist. Im Prinzip könnte der gesamte Film auch ausschließlich aus den Fetzen und Fragmenten des dementen Erlebens der Hauptfigur bestehen, die, auf der ausladenden Terasse eines Anwesens in Florida, blöd, und mit, zunächst einer Zigarre, später einer abgebrochenen Möhre im Gesicht, leer und sinnlos in den Park starrt. Während Wirklichkeit, Erinnerung und Halluzination untrennbar sich verbinden, und kaum mehr Sinn ergeben.
Das ist, um das Wenigste zu sagen, ein äußerst interessanter Ansatz, auf den man sich allerdings einlassen können muss.
Das alles - ambitioniert genug - gelingt, funktioniert, macht den Film zu etwas Großartigem.

Wenn da nur nicht der Mangel an Dramaturgie, an Entwicklung, an einer echten Geschichte wäre.

Ganz klar ein gravierender Mangel des Drehbuchs, das sich in der Bebilderung der Demenzperspektive verliert und vergisst, dass eine fesselnde Daramatik für einen großen Film unweigerlich notwendig ist.
Und so kommt man dann, irgendwann während des Betrachtens, nicht umhin, sich zu fragen, wo (zum Kuckuck!) der Film eigentlich hinwill, was er (verdammt nochmal!) eigentlich zu sagen hat.
Zudem bleibt die Andeutung, Demenz als eine Art Strafe, eine Art private Hölle anzusehen, gelinde gesagt ein insgesamt sehr heikler bis fragwürdiger Ansatz. Natürlich wird jeder Demenzkranke mehr oder weniger wehrlos von genau jenen Erinnerungen heimgesucht, die er während seines bewussten Lebens selbst erschaffen hat, diese Tatsache und damit die Krankheit insgesamt aber in einen moralisierenden Kontext zu verschieben, bleibt kritisch.
Keine Krankheit sollte, und kann schlüssig, aus der moralischen Beurteilung eines Lebens rückerklärt werden.

Insgesamt würde ich CAPONE - trotz der groben Schwächen - empfehlen wollen, jedoch nur demjenigen, der - ganz explizit - am Medium FILM oder der Krankheit DEMENZ interessiert ist. Dem Durchschnittsseher rate ich ab. Er wird mit CAPONE seine Schwierigkeiten haben.

Eine filmische Demenz???

70 %

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