Freitag, 29. Januar 2021
„DAS...“
... ist mir tatsächlich schon sehr lange nicht mehr passiert. Eine Serie, die mich dermaßen packt, dass ich die ganze Staffel in einem Rutsch durchziehe?

Respekt!

Dem entsprechend: ein echter Tipp!

THE VALHALLA MURDERS



2020, Netflix-Original, isländische Produktion, 8 Folgen.

Abgründig spannend von der ersten bis zur letzten Minute, atmosphärisch extrem dicht und zügig erzählt, klasse gefilmt, großartig gespielt, mit tollen Twists und einem wirklich, wirklich üblen Bösewicht.

Rahmen und Motivlage des Falls sind nicht ganz neu, und auch der strukturelle Aufbau entspricht eher der ganz klassischen, typischen Anlage nordischer Krimis - Fall plus Ermittler mit persönlichen Problemen, trotzdem aber eine erstklassige, fesselnde Täterjagd.

Dürfte jedem passionierten Krimi- und Thrillerfreund Freude bereiten.

80 %

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Mittwoch, 30. Dezember 2020
„Bridgerton“
Eine echte Katastrophe.



Bridgerton

Netflix, USA 2020

Wäre - als großer Freund sowohl der Historie als auch des klassischen Gesellschaftsromans - eigentlich etwas für mich gewesen. Und es fing auch - mit der gewählten Form des Erzählers aus dem OFF, die ich ebenfalls sehr mag - ganz gut an, so dass ich mich tatsächlich auf ein amüsantes Filmerlebnis zu freuen begann.
Doch dann folgte innerhalb von nur knapp sechzehn Minuten der komplette Absturz ins Bodenlose.
Ein unsägliches Panoptikum aus politischer Korrektheit und belanglosesten Serienzutaten, schlecht gespielt und allenfalls für eine Zuschauerschaft geschaffen, deren Verlangen nach gedankenloser Oberflächlichkeit jeden Anspruch die Toilette runtergespült hat.
Wenn das die Zukunft gängiger Serien- und Filmproduktionen sein soll, dann muss man der Filmbranche tatsächlich eine existentielle Krise tödlichen Ausmaßes bescheinigen.
Die versammelten Schauspieler/-innen (ich hoffe doch, dass es sich um solche gehandelt hat) spielen da etwas seltsam Miserables zusammen. Eine Art ungewollte, aufgesetzte Karikatur oder Satire der gesellschaftlichen Formen und Zwänge des 19. Jahrhunderts, quasi die Cartoonversion jener Zeit. Angefüllt mit billigsten, ausgelutschten Serienversatzstücken, deren Wirkung und Erfolg bei einem hirntoten Publikum man offensichtlich für ausgemacht hält. Eine Jane-Austen-Verfilmung für Minderbemittelte, garniert mit kleinen, harmlosen Sex- und Leidenschaftshäppchen, die so abgeschmackt, fade und lächerlich sind, dass einem die politisch glattgewichste Korrektheit des Me-Too-Zeitalters wie halbverdaute, gallensaftvermischte Nahrung den Schlund hinaufkriecht.
Da brauchst du Bullrichsalz, um das vertragen zu können.
Und dann natürlich noch die Antirassismusquote!
Heißt in diesem Fall: jede Menge dunkelhäutiger Schauspieler/-innen, die in diesem Ambiente und Rahmen des englischen 19. Jahrhunderts, und deshalb auch in ihren Rollen, völlig deplatziert wirken.
Mein Gott, wie dämlich.
Natürlich ist es normalerweise völlig egal, welche Hautfarbe ein/-e Schauspieler/-in hat, aber kann man vielleicht bitte die Historienfilme in gewissem Maße von der Pflicht zur politischen Korrektheit ausnehmen und stattdessen der Historie verpflichten?
Ist ja nicht zum Aushalten dieser Blödsinn.
Das ist Kokolores, sonst nichts.
Ich bin wirklich auf das erste Biotopic über Muhammad Ali oder Martin Luther King gespannt, in dem die Hauptfigur von einem/-r weißhäutigen Schauspieler/-in verkörpert wird.
Welch ein Schwachsinn.
„Bridgerton“ ist weniger eine Serie, als vielmehr eine der politischen Korrektheit geschuldete, filmische Bankrotterklärung, ein kunstfeindlicher Abgesang auf Maß, gesunden Menschenverstand und Vernunft, und erfüllt insofern dann am Ende doch noch einen Zweck als dokumentiertes Symptom der ideologischen Gleichschaltung von Kunst in einer manipulierten, unfreien, dekadenten und geistig erkrankten Gesellschaft.

Das ist pure ideologische Geschichtsverfälschung.

Oder anders ausgedrückt: „Reine Geschmackssache“, sprach der/die Papagei/-in und flog in den Ventilator.

😊

0 %

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Freitag, 4. Dezember 2020
"Hillbilly Elegie"


USA 2020

Regie: Ron Howard

Entgegen der Kritiken, die Howard's Film als Enttäuschung sehen, bin ich eher geneigt, "Hillbilly Elegie" positiv zu bewerten.
Was nicht heißt, dass die aufgeführten Kritikpunkte ohne Substanz wären. Natürlich kann man sagen, dass der Film es an Hintergrund und Tiefe fehlen lässt, dass Geschichte und Motivation der Mutter, die zu ihrem pathologischen Suchtverhalten führen, nicht ausreichend beleuchtet werden, oder die typischen Missstände der amerikanischen Gesellschaft, die Armut und Perspektivlosigkeit weiter Teile der Bevölkerung abseits der wenigen großen, florienden Metropolen, nicht ausreichend Beachtung finden. Alles richtig.
Aber meiner Meinung nach funktioniert der Film trotzdem.
Es muss nicht immer die ganz große Breitwanddarstellung sein, wie sie zum Beispiel in Michael Ciminos "The Deer Hunter" ("Die durch die Hölle gehen", 1978) so großartig umgesetzt wurde. Das wäre dann ein ganz anderer Film geworden, mit einem ganz anderen Ansatz. KANN man machen, MUSS man aber nicht, und ist - um das auch mal zu erwähnen - auch ganz und gar nicht Ron Howard's Sache. Dafür hätte dann eben auch ein anderer Regisseur am Werk sein müssen.
Ich denke zwar auch, dass die Buchvorlage (die ich nicht kenne) höchst wahrscheinlich mehr Betonung auf die gesellschaftlichen Umstände in den USA legt, aber man kann die Geschichte auch verfilmen, indem man das Gewicht eher auf das Emotionale und die Beziehung der Charaktere untereinander fokussiert.

Für mich wird der Film komplett getragen von den großartigen schauspielerischen Leistungen.
Glenn Close liefert da eine absolut phantastische Performance ab, genauso wie Amy Adams.
Und ich finde auch nicht, dass die schauspielerische Darstellung, oder der Film insgesamt, zu verkrampft auf die Oscars abzielen (da gab es schon ganz andere Kandidaten, denen man rundherum anmerkte, dass sie, praktisch am Reißbrett, in allen Belangen einzig für die Oscars geschaffen worden sind).

Kurz: der Film hat Spaß gemacht, hat gut unterhalten, emotional berührt, eine gute Geschichte erzählt, ist handwerklich solide gearbeitet, toll gespielt...

Für mich ein guter und empfehlenswerter Film.

80 %

Trailer:
https://youtu.be/zIn074iQSbQ

Kritik Robert Hofmann:
https://youtu.be/0-5V8upDmEM

The Deer Hunter:
https://de.m.wikipedia.org/wiki/Die_durch_die_H%C3%B6lle_gehen

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Freitag, 6. November 2020
„Bombshell“


USA 2019

Regie: Jay Roach

Solide und gut gefilmt, prima erzählt, klassisch umgesetzt und mit John Lithgow, Margot Robbie und Charlize Theron großartig besetzt.

Was will man mehr?

Besonders lobenswert: Jay Roach macht nicht den Fehler, seinen Film in allzu aufgeplusterte moralische und emotionale Höhen zu treiben, um damit das ultimative Me-Too-Fanal zu erschaffen. Er bleibt nüchtern betrachtend, und erzeugt gerade dadurch eine wesentlich nachhaltigere Wirkung, die letztlich auch die betroffenen Frauen, viel angemessener, als starke, gleichberechtigte und intelligente Wesen darstellt. Jede übertrieben Moralität, oder Emotionalität, jede zu dick aufgetragene Betroffenheitssoße, wäre nur wieder in die gleichen Klischees und Strukturen gekippt, die es ja eigentlich zu vermeiden und aufzubrechen gilt.

Ein großes Lob diesbezüglich also!

Noch ein Wort zu Nicole Kidman.

Es bricht einem fast das Herz, diese talentierte Schauspielerin in diesem, womöglich auch noch selbstverschuldeten, erbarmungswürdigen Zustand zu sehen. Das Gesicht zu einer nahezu ausdruckslosen Maske erstarrt, allenfalls noch zu höchstens 25 % nutz- und variierbar. Augenausdruck alleine reicht nicht aus, um wirklich herausragende schauspielerische Leistung zu erbringen. Eine echte Tragödie, wie ich finde (was auch immer da schiefgegangen ist). Finger weg von Botox, würde ich mal sagen.

Nicole Kidman sieht nicht mehr wie sie selbst aus, und das ist äußerst erschreckend.

Fazit: solide und gut gemachter Film mit großartigen Schauspielern, sehr unterhaltsam, empfehlenswert.

89 %

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Sonntag, 18. Oktober 2020
"Intrige"


"Intrige - Die Dreyfus-Affäre"

FR/I 2019

Regie: Roman Polanski

Ein Film, an dem es nichts zu meckern gibt, es sei denn, man hält Perfektion für die größte Schwäche überhaupt.

Handwerklich ohne Fehl und Tadel, toll geschrieben und gefilmt, großartig gespielt, nüchtern und sachlich erzählt, ohne dabei dokumentarisch zu wirken, trotzdem atmosphärisch und mit subtiler Dramaturgie versehen.

Toller Film.

Der Rest ist eine Frage des Geschmacks, denn wer Actionfilme bevorzugt oder sich prinzipiell nicht für irgendwelche Staatsaffären im Frankreich des 19. Jahrhunderts interessiert, der wird hier wahrscheinlich einschlafen.

95 %

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Sonntag, 18. Oktober 2020
"Maria Stuart"



"Maria Stuart - Königin von Schottland"

USA 2018

Regie: Josie Rourke
Musik: Max Richter
Drehbuch: Beau Willimon
Kostümdesign: Alexandra Byrne

Schade.
Am Ende leider nur ein Film aus der Kategorie "Knapp daneben ist auch vorbei".

Vieles an "Maria Stuart - Königin von Schottland" ist beachtenswert: Ausstattung, Kulisse, Kostüme, Make-Up, Musik, Kamera, mit leichten Abstrichen auch die schauspielerische Leistung. Woran es dann aber letztlich doch scheitert sind - das Drehbuch, die Regie, das unklare Gesamtkonzept und der fehlende Mut, aus diesem großartigen Dramenstoff ein wirklich fulminantes, mitreißendes, spektakuläres und bewegendes Ereignis im Breitwandformat zu machen.
Das Drehbuch, zum Beispiel, ist zwar nicht wirklich schlecht (die Dialoge sind okay und die vielzähligen Verstrickungen und Intrigen der historischen Vorlage sind natürlich auch nicht einfach darzustellen), trotzdem aber kann man das wesentlich besser machen, denn auch das Drehbuch bleibt - wie so manches an diesem Film - nur halbgar, halbherzig.
Jemand, der die geschichtliche Vorlage nicht kennt, wird, vermute ich jetzt mal, Probleme haben, Entwicklungungen und Motivationen logisch vollständig nachzuvollziehen. Da fehlt es am schlüssigen Zusammenhang und am konsistenten Aufbau. Andererseits wird aber jemand, der mit den historischen Ereignissen vertraut ist, so manche Betonung der Geschichte als unnötig oder falsch gesetzt empfinden.
So oder so: das Drehbuch kann nicht überzeugen. Es mangelt an Ausführlichkeit und psychologischer Tiefe, alles bleibt am Ende oberflächlich, schablonenhaft.

Gleiches gilt für die schauspielerische Leistung und die Regie. Wobei die Hauptschuld bei der Regie zu suchen ist.
Auch hier versickert alles in Halbherzigkeit, ganz so, als hätte jemand vor der Abfahrt vergessen, die Handbremse zu lösen oder hätte Angst davor gehabt, auch mal richtig Gas zu geben.
Am schauspielerischen Talent liegt es nicht, auch die Besetzung ist gut, das ist eben eindeutig ein Fehler der Regie.
Vielleicht merkt man dann doch, dass die Regisseurin eigentlich eine Theaterregisseurin ist, die mit "Maria Stuart - Königin von Schottland" ihren ersten Film abgeliefert hat. Irgendwie wollte sie wohl auf Nummer sicher gehen und keine Fehler machen.
Was ihr dann zum Verhängnis wurde.
Zwar spricht nichts grundsätzlich dagegen, auch im Film eine Theaterdramaturgie einzusetzen (viele Regisseure und Filmemacher haben das bereits meisterhaft bewiesen), aber dann muss das auch bewusst und mit aller Konsequenz geschehen.
Wenn, dann richtig.
Dann mache ich aus diesem Stoff ein großes, episches Werk, das gut und gerne drei Stunden dauert und seine Dramatik aus gefeilten Dialogen und dem Zusammenspiel der Charaktere bezieht.
Aber ich kann nicht halb Film-, halb Theaterdramaturgie abliefern, das funktioniert nicht.
In diesem Sinne bezeichnend ist die Szene, die eigentlich der Höhepunkt des Films bzw. der Inszenierung sein sollte: das persönliche und intime Aufeinandertreffen der beiden Königinnen. Die Szene enttäuscht in jeder Hinsicht.

Na ja, belassen wir es dabei.

Ich bin nicht sicher, ob ich den Film empfehlen kann, wie gesagt, manches macht ihn sehenswert, anderes enttäuscht.

Wer mit dieser Ambivalenz leben kann, der sollte mal reinschauen.

Bildlich und von der Ausstattung her eine tolle Sache - als Film insgesamt aber irgendwie eine Mogelpackung.


60 %

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