Sonntag, 18. Oktober 2020
"Maria Stuart"



"Maria Stuart - Königin von Schottland"

USA 2018

Regie: Josie Rourke
Musik: Max Richter
Drehbuch: Beau Willimon
Kostümdesign: Alexandra Byrne

Schade.
Am Ende leider nur ein Film aus der Kategorie "Knapp daneben ist auch vorbei".

Vieles an "Maria Stuart - Königin von Schottland" ist beachtenswert: Ausstattung, Kulisse, Kostüme, Make-Up, Musik, Kamera, mit leichten Abstrichen auch die schauspielerische Leistung. Woran es dann aber letztlich doch scheitert sind - das Drehbuch, die Regie, das unklare Gesamtkonzept und der fehlende Mut, aus diesem großartigen Dramenstoff ein wirklich fulminantes, mitreißendes, spektakuläres und bewegendes Ereignis im Breitwandformat zu machen.
Das Drehbuch, zum Beispiel, ist zwar nicht wirklich schlecht (die Dialoge sind okay und die vielzähligen Verstrickungen und Intrigen der historischen Vorlage sind natürlich auch nicht einfach darzustellen), trotzdem aber kann man das wesentlich besser machen, denn auch das Drehbuch bleibt - wie so manches an diesem Film - nur halbgar, halbherzig.
Jemand, der die geschichtliche Vorlage nicht kennt, wird, vermute ich jetzt mal, Probleme haben, Entwicklungungen und Motivationen logisch vollständig nachzuvollziehen. Da fehlt es am schlüssigen Zusammenhang und am konsistenten Aufbau. Andererseits wird aber jemand, der mit den historischen Ereignissen vertraut ist, so manche Betonung der Geschichte als unnötig oder falsch gesetzt empfinden.
So oder so: das Drehbuch kann nicht überzeugen. Es mangelt an Ausführlichkeit und psychologischer Tiefe, alles bleibt am Ende oberflächlich, schablonenhaft.

Gleiches gilt für die schauspielerische Leistung und die Regie. Wobei die Hauptschuld bei der Regie zu suchen ist.
Auch hier versickert alles in Halbherzigkeit, ganz so, als hätte jemand vor der Abfahrt vergessen, die Handbremse zu lösen oder hätte Angst davor gehabt, auch mal richtig Gas zu geben.
Am schauspielerischen Talent liegt es nicht, auch die Besetzung ist gut, das ist eben eindeutig ein Fehler der Regie.
Vielleicht merkt man dann doch, dass die Regisseurin eigentlich eine Theaterregisseurin ist, die mit "Maria Stuart - Königin von Schottland" ihren ersten Film abgeliefert hat. Irgendwie wollte sie wohl auf Nummer sicher gehen und keine Fehler machen.
Was ihr dann zum Verhängnis wurde.
Zwar spricht nichts grundsätzlich dagegen, auch im Film eine Theaterdramaturgie einzusetzen (viele Regisseure und Filmemacher haben das bereits meisterhaft bewiesen), aber dann muss das auch bewusst und mit aller Konsequenz geschehen.
Wenn, dann richtig.
Dann mache ich aus diesem Stoff ein großes, episches Werk, das gut und gerne drei Stunden dauert und seine Dramatik aus gefeilten Dialogen und dem Zusammenspiel der Charaktere bezieht.
Aber ich kann nicht halb Film-, halb Theaterdramaturgie abliefern, das funktioniert nicht.
In diesem Sinne bezeichnend ist die Szene, die eigentlich der Höhepunkt des Films bzw. der Inszenierung sein sollte: das persönliche und intime Aufeinandertreffen der beiden Königinnen. Die Szene enttäuscht in jeder Hinsicht.

Na ja, belassen wir es dabei.

Ich bin nicht sicher, ob ich den Film empfehlen kann, wie gesagt, manches macht ihn sehenswert, anderes enttäuscht.

Wer mit dieser Ambivalenz leben kann, der sollte mal reinschauen.

Bildlich und von der Ausstattung her eine tolle Sache - als Film insgesamt aber irgendwie eine Mogelpackung.


60 %