Montag, 30. Mai 2022
Tagebücher und Notizen.
Aus Bemerkungen 1 - Metaphysik und Manie (November 2002 bis Juli 2003).


4. November 2002

Zum Fatum des Geistes

Das menschliche Bewusstsein, der menschliche Geist, könnte, obwohl dies zum jetzigen Zeitpunkt nicht - oder besser nicht mehr - unbedingt meiner Ansicht entspricht, das ursprünglich vorrangige Fatum sein. Die Evolution unseres Denkens, unsere fortschreitende Selbstreflexion (von fortschreitender Selbsterkenntnis traue ich mich kaum zu sprechen), all unsere Wissenschaft, unsere Kultur, könnten zwingend notwendig zu durchlaufende Stadien der sich planvoll vollziehenden Prozesse eines Gesamtsystems oder -entwurfs sein.
Wobei sich jedoch unmittelbar die Frage der Teleologie stellt. Unsere geistige Entwicklung könnte als das ursprüngliche Fatum gesetzt worden sein, um etwas zu erreichen, um ein Ziel zu verwirklichen.
Hier nun setzt grobe Spekulation ein: wer oder was ist dafür verantwortlich? Worin besteht das Ziel? Warum das Ganze?
Wir können unter teleologischen Gesichtspunkten nur schwer ohne eine unbekannte, übergeordnete Intelligenz, ohne eine kontrollierende, arrangierende Entität auskommen, die dieses Ziel, samt dem prozessualen System, das zu seiner Erlangung führt, erschaffen hat. Ein teleologischer Ansatz muss in der Regel eine übergeordnete, womöglich gottähnliche Instanz in seine Überlegungen miteinbeziehen, oder läuft zumindest Gefahr, in derartige Denkschienen hinein zu geraten. Die Spekulationen werden dann sehr schnell sehr phantastisch, werden womöglich sehr interessant, bleiben aber am Ende doch zu nichts nutze, wenn es, wie ich es für dringendst angeraten halte, um eine nüchterne Erfassung der Realität geht.
Eine höhere Instanz, eventuell Gott, nachzuweisen, scheint unmöglich.

(...)

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Natürlich hab ich auch immer recht fleißig Notizen und Tagebücher geführt.

Heute eher nicht mehr, weil ich jetzt das ganze angesammelte Material bearbeiten und in Form bringen muss, aber in den ersten 25 Jahren schon.