Sonntag, 31. Januar 2021
„Sieh an,...“
... sieh an, ein Netflixwochenende!

Serie Nummero 2.

EQUINOX

Netflix-Original, dänische Produktion, 2020, 6 Folgen.



Tolle Produktion.

Schauspiel, Geschichte, Erzählstruktur, Bilder - alles vom Feinsten, ein sehr schönes, unheimliches Rätsel zwischen Traum, Mysterium, Realität und Wahnsinn.

Ohne Zweifel sehr gut gemacht, ABER leider eben auch mit dem klassischen Problem all dieser Produktionen behaftet: der Schwierigkeit, ein hundertprozentig überzeugendes Ende zu finden.

Am Ende nämlich muss man sich entscheiden: handelt es sich jetzt um Wahnsinn oder um Realität?

Filme, die den Trick mit dem Wahnsinn - als Clou - erst ganz am Schluss anwenden, haben es relativ leicht, da kommt es hauptsächlich darauf an, die Erzählung während des Films zwar mysteriös, aber nicht wirklich doppelbödig zu gestalten, damit die große Überraschung dann auch gelingt (vgl. z.B. die postmodernen Meisterstücke „Fight Club“ von Fincher oder „Shutter Island“ von Scorsese).
Filme und Serien jedoch, die - wie „Equinox“ - mehr oder weniger von Beginn an mit dem Spiel um Realität und Wahn loslegen, müssen UNBEDINGT ein stimmiges und, vor allem, den Zuschauer nicht enttäuschendes Ende finden, sonst wird die gesamte Erzählung diskreditiert, völlig gleichgültig wie gut der Film zuvor inszeniert worden ist.

„Equinox“ zögert den Moment der Entscheidung geschickt bis zu den beiden letzten Szenen hinaus, und...
... kriegt dann die Kurve bedauerlicherweise nicht so ganz optimal.

Meiner Meinung nach ist die letzte Einstellung, die schließlich unmissverständlich den Ausschlag in Richtung Realität gibt, nachgedreht und angeklebt. Anscheinend war man mit der vorherigen Szene, die tatsächlich reichlich kitschig geraten ist, als Schlussszene nicht zufrieden (was ich verstehen kann).
Allerdings wäre, meiner Meinung nach, ein offenes Ende eindeutig stimmiger gewesen.
Es ist in solchen Fällen einfach wirkungsvoller, dem Zuschauer die Entscheidung selbst zu überlassen. Ein einfaches Auffinden der Leiche der Hauptprotagonistin zum Beispiel wäre so ein offenes Ende gewesen, und hätte auch deutlich besser zur vorletzten Szene gepasst.

Schade, denn die letztlich getroffene Entscheidung für die Realität macht die Serie irgendwie zu einem schnell abgehakten Mysterythriller unter vielen, und wird ihrer wahren Qualität und Tiefe damit absolut nicht gerecht.

Das alles macht natürlich auch die Bewertung schwierig. Wie bewertet man eine Serie, die über alle Folgen hinweg eigentlich perfekt ist, und nur in den letzten beiden Schlussszenen versagt?

Gesondert erwähnen will ich noch das geniale und großartig in Szene gesetzte Spiel mit den beiden Zeitebenen, die in Equinox eine Rolle spielen. Wirklich perfekt ausgeführt, da passt alles, bis in die gelungenen Übergänge hinein. Hab ich so dermaßen reibungslos auch selten gesehen.

Trotz des etwas holprigen Endes, gebe ich der Serie eine Bewertung von fetten

... 90 %!

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