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Montag, 28. März 2022
Welcome to the Oscars!
laghbas, 16:25h
Wow, die Oscars sind, showTechnisch, wieder auf dem richtigen Weg. Das freut mich außerordentlich!

Das Highlight!
Im letzten Drittel der Show steht der gute Will Smith, nach einem dämlichen Scherz, den Chris Rock über Will Smith's Frau Jada losgelassen hat, auf, knöpft sich auf dem Weg zur Bühne noch sein Ein-Knopf-Sakko zu, und haut Chris Rock ansatzlos voll eine rein.
>:-)
Die ersten Worte des konsternierten, hilflos um sich blickenden Chris Rock:
1.
"Wow! Will Smith hat mir die Scheiße aus dem Leib geprügelt!"
Und unmittelbar darauf:
2.
"Eine der größten Momente der Fernsehgeschichte!"
***
Anmerkung des Verfassers: LOL!
***
Sechs Oscars für DUNE. Eher die Ambiente- und TechnoOscars - Musik, Visuelle Effekte, Szenenbild, Schnitt, Kamera, Ton. Keinen der großen Drei, also Bester Film, Beste Regie, Hauptdarsteller/-innen...
Ist aber auch traditionell schwer für so ein wuchtiges Werk, das viel mit visuellem Prunk arbeitet. Ich verstehe zwar wie immer nicht, warum in diesen Fällen nicht zumindest auch die Regie gewürdigt werden kann, denn als Regisseur muss man das ja auch erst einmal alles unter einen Hut kriegen, aber - okay, die Acadamy fühlt sich, was die Regie angeht, eben eher zu etwas mehr menschfixiertem, dialoglastigerem Material hingezogen.

Das Highlight!
Im letzten Drittel der Show steht der gute Will Smith, nach einem dämlichen Scherz, den Chris Rock über Will Smith's Frau Jada losgelassen hat, auf, knöpft sich auf dem Weg zur Bühne noch sein Ein-Knopf-Sakko zu, und haut Chris Rock ansatzlos voll eine rein.
>:-)
Die ersten Worte des konsternierten, hilflos um sich blickenden Chris Rock:
1.
"Wow! Will Smith hat mir die Scheiße aus dem Leib geprügelt!"
Und unmittelbar darauf:
2.
"Eine der größten Momente der Fernsehgeschichte!"
***
Anmerkung des Verfassers: LOL!
***
Sechs Oscars für DUNE. Eher die Ambiente- und TechnoOscars - Musik, Visuelle Effekte, Szenenbild, Schnitt, Kamera, Ton. Keinen der großen Drei, also Bester Film, Beste Regie, Hauptdarsteller/-innen...
Ist aber auch traditionell schwer für so ein wuchtiges Werk, das viel mit visuellem Prunk arbeitet. Ich verstehe zwar wie immer nicht, warum in diesen Fällen nicht zumindest auch die Regie gewürdigt werden kann, denn als Regisseur muss man das ja auch erst einmal alles unter einen Hut kriegen, aber - okay, die Acadamy fühlt sich, was die Regie angeht, eben eher zu etwas mehr menschfixiertem, dialoglastigerem Material hingezogen.
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Samstag, 26. März 2022
In
laghbas, 14:31h
- der nächstbesten, geeigneten Sommernacht renn ich nackt durch den Stadtwald, heule den Vollmond an und reiße einen Kleinnager.
>:-D
Nur so, man muss ja in Übung bleiben.
>:-D
Nur so, man muss ja in Übung bleiben.
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Freitag, 25. März 2022
Träume
laghbas, 05:58h
- in der Psychoanalyse.
Der - vermeintliche - "Königsweg zum Unbewussten" (Freud).
Aber das klingt vielleicht auch schon zu negativ, denn im Prinzip ist das natürlich korrekt, Täume SIND (mit den Fehlhandlungen bzw. den offensichtlichen Verdrängungen) selbstverständlich der Königsweg zum Unbewussten, nur die Deutung ist, weil sie sich nicht objektivieren lässt und auch sonst keiner wissenschaftlichen Anforderung genügen will, grundsätzlich unsicher.
Die Interpretation von Trauminhalten KANN nur aus dem Subjektiven erfolgen.
Wenn Jung Träume analysiert, dann liefern die Träume jung'sche Symbole und Prozesse, ebenso im Falle Adler, bei Freud, bei Devereux...
Woran kann man sich also halten bei der Traumdeutung?
An das EIGENE Unbewusste!
Man darf sich also nicht nur fragen, was die Symbole, die man in der Interpretation verwendet, bedeuten, man muss sich auch fragen, aus welchem, womöglich persönlichen Grund man gerade DIESE SYMBOLIK zur Deutung herangezogen hat.
Ein feiner Unterschied.
***
Da ist jetzt natürlich noch der ganz frische Einfluss von Devereux zu spüren, der in einer Therapeut-Patient-Situation/TPS ja sogar erst einmal noch die eigenen Assoziationen des Patienten abfragen würde, nur um so vollständig wie möglich den Einfluss seiner eigenen Person - vor allem in der kritischen Rolle des Analysierenden - aus dessen Träumen herauszufiltern.
Devereux's Traumdeutungen sind übrigens extrem sexuell bzw. geschlechtsspezifisch aufgeladen, ohne sich dabei allerdings zu sehr zu versteifen und andere Symboliken völlig außer Acht zu lassen. Devereux ist keinesfalls in solch hohem Maße von Dogmatismus geprägt, wie Freud es war. Er deutet flexibler, weitsichtiger (der Einfluss der Ethnologie, denke ich).
Trotzdem aber wimmelt es vor Vulva- und Phallussymbolik, Spalten, Gebärmutterhöhlen...
Er selbst hat einmal gesagt, dass seine Arbeit mit einem bestimmten Naturvolk, bei dem er längere Zeit gelebt hat, ihn zu Freud bekehrt hätte.
Nun gut, als reiner Freudianer geht er trotzdem nicht durch. Der ethnologische Einfluss, einerseits, rückt ihn viel zu sehr in archaische Gefilde, in denen er sich eher Jung annähert, ohne jedoch dessen Verherrlichung des Mythos zu teilen, andererseits ist sein Ansatz TATSÄCHLICH WISSENSCHAFTLICH, da wo Freud nur von Wissenschaftlichkeit geträumt und fabuliert hat. An einer anderen Stelle erwähnt er, dass er aus bestimmten Gründen als "klassischer Freudianer" bezeichnet worden ist, lässt diese Tatsache dann aber unkommentiert. Man weiß also nicht genau, wie er sich in dieser Hinsicht selbst einschätzte.
Eine tiefsitzende Faszination für Freud hat er auf jeden Fall gehegt.
Warum auch immer.
***
Zurück zu den Träumen in der Psychoanalyse und der Einschätzung der Qualität ihrer Deutung mittels des eigenen Unbewussten.
Eine gute, intensive, tief gehende Traumdeutung, die auf der richtigen Spur ist, erkennt man, wenn man sie - vor allem in Fallbeispielen - studiert, immer auch an der UNMITTELBAR einsetzenden Wirkung auf die eigenen Träume.
Diesen interessanten Effekt hatte ich, soweit ich mich entsinne, bei Reich, bei Jung und habe ihn jetzt bei Devereux, während er bei Freud und Adler nur sehr schwach bzw. überhaupt nicht in Erscheinung getreten ist.
Offenbar existieren, wenn dieser Effekt auftritt, korrespondierende Symboliken und Deutungsinhalte.
Was einen ja in gewisser Weise schon beinahe wieder an Jung's umstrittenes kollektives Unterbewusstsein glauben lassen könnte bzw. - etwas nuanciert - auf einen phylogenetischen Bestandteil im individuell ontologischen Unbewussten hindeutet.
(***)
Der - vermeintliche - "Königsweg zum Unbewussten" (Freud).
Aber das klingt vielleicht auch schon zu negativ, denn im Prinzip ist das natürlich korrekt, Täume SIND (mit den Fehlhandlungen bzw. den offensichtlichen Verdrängungen) selbstverständlich der Königsweg zum Unbewussten, nur die Deutung ist, weil sie sich nicht objektivieren lässt und auch sonst keiner wissenschaftlichen Anforderung genügen will, grundsätzlich unsicher.
Die Interpretation von Trauminhalten KANN nur aus dem Subjektiven erfolgen.
Wenn Jung Träume analysiert, dann liefern die Träume jung'sche Symbole und Prozesse, ebenso im Falle Adler, bei Freud, bei Devereux...
Woran kann man sich also halten bei der Traumdeutung?
An das EIGENE Unbewusste!
Man darf sich also nicht nur fragen, was die Symbole, die man in der Interpretation verwendet, bedeuten, man muss sich auch fragen, aus welchem, womöglich persönlichen Grund man gerade DIESE SYMBOLIK zur Deutung herangezogen hat.
Ein feiner Unterschied.
***
Da ist jetzt natürlich noch der ganz frische Einfluss von Devereux zu spüren, der in einer Therapeut-Patient-Situation/TPS ja sogar erst einmal noch die eigenen Assoziationen des Patienten abfragen würde, nur um so vollständig wie möglich den Einfluss seiner eigenen Person - vor allem in der kritischen Rolle des Analysierenden - aus dessen Träumen herauszufiltern.
Devereux's Traumdeutungen sind übrigens extrem sexuell bzw. geschlechtsspezifisch aufgeladen, ohne sich dabei allerdings zu sehr zu versteifen und andere Symboliken völlig außer Acht zu lassen. Devereux ist keinesfalls in solch hohem Maße von Dogmatismus geprägt, wie Freud es war. Er deutet flexibler, weitsichtiger (der Einfluss der Ethnologie, denke ich).
Trotzdem aber wimmelt es vor Vulva- und Phallussymbolik, Spalten, Gebärmutterhöhlen...
Er selbst hat einmal gesagt, dass seine Arbeit mit einem bestimmten Naturvolk, bei dem er längere Zeit gelebt hat, ihn zu Freud bekehrt hätte.
Nun gut, als reiner Freudianer geht er trotzdem nicht durch. Der ethnologische Einfluss, einerseits, rückt ihn viel zu sehr in archaische Gefilde, in denen er sich eher Jung annähert, ohne jedoch dessen Verherrlichung des Mythos zu teilen, andererseits ist sein Ansatz TATSÄCHLICH WISSENSCHAFTLICH, da wo Freud nur von Wissenschaftlichkeit geträumt und fabuliert hat. An einer anderen Stelle erwähnt er, dass er aus bestimmten Gründen als "klassischer Freudianer" bezeichnet worden ist, lässt diese Tatsache dann aber unkommentiert. Man weiß also nicht genau, wie er sich in dieser Hinsicht selbst einschätzte.
Eine tiefsitzende Faszination für Freud hat er auf jeden Fall gehegt.
Warum auch immer.
***
Zurück zu den Träumen in der Psychoanalyse und der Einschätzung der Qualität ihrer Deutung mittels des eigenen Unbewussten.
Eine gute, intensive, tief gehende Traumdeutung, die auf der richtigen Spur ist, erkennt man, wenn man sie - vor allem in Fallbeispielen - studiert, immer auch an der UNMITTELBAR einsetzenden Wirkung auf die eigenen Träume.
Diesen interessanten Effekt hatte ich, soweit ich mich entsinne, bei Reich, bei Jung und habe ihn jetzt bei Devereux, während er bei Freud und Adler nur sehr schwach bzw. überhaupt nicht in Erscheinung getreten ist.
Offenbar existieren, wenn dieser Effekt auftritt, korrespondierende Symboliken und Deutungsinhalte.
Was einen ja in gewisser Weise schon beinahe wieder an Jung's umstrittenes kollektives Unterbewusstsein glauben lassen könnte bzw. - etwas nuanciert - auf einen phylogenetischen Bestandteil im individuell ontologischen Unbewussten hindeutet.
(***)
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Dienstag, 22. März 2022
Georges Devereux
laghbas, 04:39h
Geboren als György Dobó am 13. September 1908 in Lugos, Österreich-Ungarn; gestorben am 28. Mai 1985 in Paris, ungarisch-französischer Ethnologe und Psychoanalytiker, Mitbegründer der ethnologischen Psychotherapie.
Bigraphische Angaben aus Wkipedia.
***
Es ist Zweierlei, das Georges Devereux zu etwas Besonderem macht. Zum einen der sehr ungewöhnliche Ansatz, diese zunächst befremdlich wirkende Symbiose aus Ethnologie, Wissenschaftstheorie, Entwicklungs- und Verhaltenspsychologie, Psychoanalyse und Psychotherapie, zum anderen das extreme Maß beinahe scholastisch anmutender Differenzierungen, die dann in der Folge wiederum zu manchmal geradezu verblüffenden Zusammenhängen und Schlussfolgerungen führen.
Höchst ungewöhnlich.

Georges Devereux - 1932 - im Alter von 24 Jahren
Ich lese gerade sein "Angst und Methode in den Verhaltenswissenschaften" (1967). Aber ich werde darüber hinaus ALLES von ihm lesen, daran führt kein Weg vorbei. Ich finde tatsächlich nicht mehr oft Autoren, deren Gedankengänge und Ergebnisse mich dermaßen verblüffen. Und zwar permanent.
Besonders prägend und interessant für mich, jetzt schon, seine Formulierung des "Traumas von der Stummheit der Materie".
Grob gesagt: ausgehend von einer sehr effizienten, interdisziplinären Analyse des Verhältnisses zwischen Beobachter und Beobachtetem - in Hinsicht auf allgemein naturwissenschaftlich-wissenschaftstheoretische Prinzipien, die Therapeut-Patienten-Interaktion, Experimente mit Laborratten, verhaltenswissenschaftliche, ethnologische Beobachtungen, entwicklungspsychologische Ansätze..., gelangt er schließlich zu einem grundlegenden, geistigen und psychologischen Reiz-Reaktions-Konzept, das weit ab von der Oberflächlichkeit und Banalität des plakativen, behavioristischen Verständnisses eines Skinner oder Pavlov liegt.
Für mich war zwar, neben dem relativ unfruchtbaren, behavioristischen Schema, schon sehr lange bestätigt, dass von außen kommende Sinnesreize in ihrer Deprivation, also in ihrem Ausbleiben, zwangsweise zu, sagen wir, Ersatzleistungen des Gehirns führen, oder dass die dauerhaft ausbleibende Reaktion einer Mutter, oder einer anderen Bezugsperson, auf das schreiende Baby entwicklungspsychologische und pathologische Spuren hinterlässt, eine weitergehende Betrachtung hat sich aber für mich nie ergeben und ich hatte sie aus irgendeinem Grund auch nicht mehr für notwendig erachtet.
Das Thema war sozusagen erledigt.
Ein Fehler, wie Devereux nachweist, ein blinder Fleck des Beobachters, geboren aus Angst vor Selbsterkenntnis, letztlich: geboren aus Angst vor dem eigenen, persönlichen Reiz-Reaktions-Schema, das wir absolut nicht sehen wollen, vor dem wir panikartig zurückschrecken.
Bezieht man das zum Beispiel auf die psychoanalytische Therapeut-Patient-Situation/TPS, dann macht das DIE GEGENÜBERTRAGUNG zum entscheidenden Faktor des psychoanalytischen Zugangs- und Errkenntnisgewinns, und somit auch zum entscheidenden Faktor der therapeutischen Intervention.
Für Devereux liegt der wesentliche Zugang zu tiefenpsychologischen Erkenntnissen im Zuge einer TPS in den "Halluzinationen" des Beobachters, also des Therapeuten selbst.
Das ist radikale Introspektion.
Und Metaebene bis mindestens in die zweite Potenz hinein.
Aussagen über Aussagen über Aussagen.
Der Beobachter, der beobachtet, der sich aber zugleich bewusst ist, dass er beobachtet, und der dabei beständig zur Kenntnis nimmt, dass das/der/die Beobachtete wiederum ihn beobachtet. Angewendet in der Folge der Überlegung auf drei verschiedene Arten von Beobachtetem: die Materie, das Tier in exemplarischer Form der Laborratte, und den Mensch (nebenbei bemerkt: offensichtlich auch eine Differenzierung der Wissenschaften ihrem Gegenstande nach: strenge Naturwissenschaft/Mathematik/Logik - Verhaltenswissenschaft - reine Psychologie).
Aber das führt jetzt vielleicht zu weit.
Zurück zum "Trauma von der Stummheit der Materie" und dem von Devereux damit gemeinten, grundlegenden Reiz-Reaktions-Schema.
Mir war, wie gesagt, einiges durchaus schon klar.
Die Idee jedoch, das Reiz-Reaktions-Konzept einmal konsequent aus der Perspektive eines aktiven, unbewussten oder bewussten, menschlichen Reizgebers heraus zu denken, ist mir nie gekommen. Mehr oder weniger habe ich ausschließlich eine einzige Richtung gesehen: den Weg von außen - nach innen, die Position des passiven Reizempfängers, der reagiert.
Devereux denkt den umgekehrten Weg.
Unsere innere Angst, unsere innere Panik bei ausbleibender Reaktion, ausbleibender Antwort auf einen von uns selbst gesetzten Reiz, betrachtet als eine Art psychologische Erbsünde, die uns allen aufgrund unvermeidbarer, frühkindlicher, noch unbewusster Erfahrung mitgegeben ist: das ist Devereux's Erkenntnisgrund, den er auf dem konsequent gedachten, umgekehrten Weg - von innen nach außen - gewinnt. Und er erklärt, zumindest für mich, auf einen Streich eine ganze Handvoll in ihrer psychologischen Motivation bisher nur vage verstandene Lebenssituationen.
Wir sind in der frühkindlichen Phase nicht in der Lage, unser Überleben selbstständig zu sichern. Wir können nicht selbstständig für unsere Ernährung sorgen, uns nicht vor bedrohlichen Umwelteinflüssen schützen, wir sind auf Hilfe, und damit auf eine Reaktion von außen angewiesen. Bleibt diese Reaktion aus, so verfällt der Organismus unmittelbar in Angst und Panik. Hier greift der pure Überlebenswille, der Erhaltungswille an sich.
Dieser Aspekt des Reiz-Reaktions-Schemas prägt uns unweigerlich, und löst in der späteren, bewussten Lebensphase unwillkürlich Angst und Panik bei ausbleibenden Reaktionen aus, eine Panik, die der Geist zu bewältigen sucht, indem er die fehlende Reaktion aus dem Äußeren für sich selbst im Inneren variabel halluziniert.
Ist das nicht wundervoll?
Die Konsequenzen sind in allen möglichen Bereichen so vielfältig, dass man sie kaum vollständig darstellen kann.
Devereux glaubt, dass diese psychologische Herausarbeitung, dieser grundlegende, psychologische Effekt, dieses Halluzinieren des verängstigten Geistes, geboren aus der lebensbedrohlich traumatischen Erfahrung einer teilnahmslosen und stummen Umwelt, methodisch nutzbar gemacht werden kann.
"Angst und Methode in den Verhaltenswissenschaften", das "Trauma von der Stummheit der Materie".
Sehen wir weiter!
***
Persönliche Anwendungen und Schlüsse:
1.
Es ist nicht das so oft beschworene Alleine-Sein, das die Angst auslöst, es ist das Gewahrwerden der ausbleibenden Reaktion eines schweigenden, teilnahmslosen Universums.
Nun könnte man das gleichsetzen wollen, aber es besteht durchaus ein wesentlicher Unterschied. Der Begriff des Alleine-Seins zeigt sich viel zu undifferenziert, viel zu allgemein, viel zu oberflächlich, er ist nutzlos im Sinne einer anwendbaren, funktionierenden Operationalisierung. Man kann, um es simpel auszudrücken, schlicht nichts mit ihm anfangen. Im Pool seiner unspezifischen Oberflächlichkeit existiert lediglich ein einziger vermeintlich operabler Zusammenhang: Du glaubst dich alleine? Dann suche den Kontakt, suche die Gesellschaft anderer Menschen.
Geh mit ihnen um! Geh und sprich mit ihnen!
Dass dieser Weg nicht funktioniert, wissen wir alle.
"Suche die Einfachheit, aber misstraue ihr!", Worte eines unbekannten Meisters (ich muss mal recherchieren, wer das gesagt hat).
Der wahre Grund der Angst, die Angst vor dem Ausbleiben einer Reaktion der stummen, teilnahmslosen Materie dagegen - bietet, aufgrund seiner Differenziertheit und der Stimmigkeit seiner psychologischen Herleitung aus dem frühkindlichen Befinden, die Möglichkeit einer gezielten Bewusstmachung und damit der Eliminierung.
Man entreiße das Gewächs dem Boden, samt seiner Wurzel, und es wird nie wieder wachsen.
Nicht das Alleine-Sein ist die Wurzel der Angst an sich, es ist das Ausbleiben der Reaktion eines stummen Universums, die traumatische Panik, die genau dieses Ausbleiben in uns auslöst, es sind die - hauptsächlich negativen - Halluzinationen, die unser Geist produziert, um die Panik dieses Ausbleibens abzumildern. Die wahre Grund der Angst liegt in der Irrealität (die unser Geist unwillkürlich selbst produziert).
Wir dürfen also nicht nur keine Erwartungen in der engeren Fassung des Vorgangs, keine BESTIMMTEN Erwartungen haben, sondern wir dürfen, darüberhinaus, im umfassendsten Sinne, überhaupt keine Reaktion oder Antwort mehr erwarten.
Heißt implizit aber auch: JEDES Reiz-Reaktions-Schema kann gebrochen werden.
Mittels des Bewusst-Seins.
Bigraphische Angaben aus Wkipedia.
***
Es ist Zweierlei, das Georges Devereux zu etwas Besonderem macht. Zum einen der sehr ungewöhnliche Ansatz, diese zunächst befremdlich wirkende Symbiose aus Ethnologie, Wissenschaftstheorie, Entwicklungs- und Verhaltenspsychologie, Psychoanalyse und Psychotherapie, zum anderen das extreme Maß beinahe scholastisch anmutender Differenzierungen, die dann in der Folge wiederum zu manchmal geradezu verblüffenden Zusammenhängen und Schlussfolgerungen führen.
Höchst ungewöhnlich.

Georges Devereux - 1932 - im Alter von 24 Jahren
Ich lese gerade sein "Angst und Methode in den Verhaltenswissenschaften" (1967). Aber ich werde darüber hinaus ALLES von ihm lesen, daran führt kein Weg vorbei. Ich finde tatsächlich nicht mehr oft Autoren, deren Gedankengänge und Ergebnisse mich dermaßen verblüffen. Und zwar permanent.
Besonders prägend und interessant für mich, jetzt schon, seine Formulierung des "Traumas von der Stummheit der Materie".
Grob gesagt: ausgehend von einer sehr effizienten, interdisziplinären Analyse des Verhältnisses zwischen Beobachter und Beobachtetem - in Hinsicht auf allgemein naturwissenschaftlich-wissenschaftstheoretische Prinzipien, die Therapeut-Patienten-Interaktion, Experimente mit Laborratten, verhaltenswissenschaftliche, ethnologische Beobachtungen, entwicklungspsychologische Ansätze..., gelangt er schließlich zu einem grundlegenden, geistigen und psychologischen Reiz-Reaktions-Konzept, das weit ab von der Oberflächlichkeit und Banalität des plakativen, behavioristischen Verständnisses eines Skinner oder Pavlov liegt.
Für mich war zwar, neben dem relativ unfruchtbaren, behavioristischen Schema, schon sehr lange bestätigt, dass von außen kommende Sinnesreize in ihrer Deprivation, also in ihrem Ausbleiben, zwangsweise zu, sagen wir, Ersatzleistungen des Gehirns führen, oder dass die dauerhaft ausbleibende Reaktion einer Mutter, oder einer anderen Bezugsperson, auf das schreiende Baby entwicklungspsychologische und pathologische Spuren hinterlässt, eine weitergehende Betrachtung hat sich aber für mich nie ergeben und ich hatte sie aus irgendeinem Grund auch nicht mehr für notwendig erachtet.
Das Thema war sozusagen erledigt.
Ein Fehler, wie Devereux nachweist, ein blinder Fleck des Beobachters, geboren aus Angst vor Selbsterkenntnis, letztlich: geboren aus Angst vor dem eigenen, persönlichen Reiz-Reaktions-Schema, das wir absolut nicht sehen wollen, vor dem wir panikartig zurückschrecken.
Bezieht man das zum Beispiel auf die psychoanalytische Therapeut-Patient-Situation/TPS, dann macht das DIE GEGENÜBERTRAGUNG zum entscheidenden Faktor des psychoanalytischen Zugangs- und Errkenntnisgewinns, und somit auch zum entscheidenden Faktor der therapeutischen Intervention.
Für Devereux liegt der wesentliche Zugang zu tiefenpsychologischen Erkenntnissen im Zuge einer TPS in den "Halluzinationen" des Beobachters, also des Therapeuten selbst.
Das ist radikale Introspektion.
Und Metaebene bis mindestens in die zweite Potenz hinein.
Aussagen über Aussagen über Aussagen.
Der Beobachter, der beobachtet, der sich aber zugleich bewusst ist, dass er beobachtet, und der dabei beständig zur Kenntnis nimmt, dass das/der/die Beobachtete wiederum ihn beobachtet. Angewendet in der Folge der Überlegung auf drei verschiedene Arten von Beobachtetem: die Materie, das Tier in exemplarischer Form der Laborratte, und den Mensch (nebenbei bemerkt: offensichtlich auch eine Differenzierung der Wissenschaften ihrem Gegenstande nach: strenge Naturwissenschaft/Mathematik/Logik - Verhaltenswissenschaft - reine Psychologie).
Aber das führt jetzt vielleicht zu weit.
Zurück zum "Trauma von der Stummheit der Materie" und dem von Devereux damit gemeinten, grundlegenden Reiz-Reaktions-Schema.
Mir war, wie gesagt, einiges durchaus schon klar.
Die Idee jedoch, das Reiz-Reaktions-Konzept einmal konsequent aus der Perspektive eines aktiven, unbewussten oder bewussten, menschlichen Reizgebers heraus zu denken, ist mir nie gekommen. Mehr oder weniger habe ich ausschließlich eine einzige Richtung gesehen: den Weg von außen - nach innen, die Position des passiven Reizempfängers, der reagiert.
Devereux denkt den umgekehrten Weg.
Unsere innere Angst, unsere innere Panik bei ausbleibender Reaktion, ausbleibender Antwort auf einen von uns selbst gesetzten Reiz, betrachtet als eine Art psychologische Erbsünde, die uns allen aufgrund unvermeidbarer, frühkindlicher, noch unbewusster Erfahrung mitgegeben ist: das ist Devereux's Erkenntnisgrund, den er auf dem konsequent gedachten, umgekehrten Weg - von innen nach außen - gewinnt. Und er erklärt, zumindest für mich, auf einen Streich eine ganze Handvoll in ihrer psychologischen Motivation bisher nur vage verstandene Lebenssituationen.
Wir sind in der frühkindlichen Phase nicht in der Lage, unser Überleben selbstständig zu sichern. Wir können nicht selbstständig für unsere Ernährung sorgen, uns nicht vor bedrohlichen Umwelteinflüssen schützen, wir sind auf Hilfe, und damit auf eine Reaktion von außen angewiesen. Bleibt diese Reaktion aus, so verfällt der Organismus unmittelbar in Angst und Panik. Hier greift der pure Überlebenswille, der Erhaltungswille an sich.
Dieser Aspekt des Reiz-Reaktions-Schemas prägt uns unweigerlich, und löst in der späteren, bewussten Lebensphase unwillkürlich Angst und Panik bei ausbleibenden Reaktionen aus, eine Panik, die der Geist zu bewältigen sucht, indem er die fehlende Reaktion aus dem Äußeren für sich selbst im Inneren variabel halluziniert.
Ist das nicht wundervoll?
Die Konsequenzen sind in allen möglichen Bereichen so vielfältig, dass man sie kaum vollständig darstellen kann.
Devereux glaubt, dass diese psychologische Herausarbeitung, dieser grundlegende, psychologische Effekt, dieses Halluzinieren des verängstigten Geistes, geboren aus der lebensbedrohlich traumatischen Erfahrung einer teilnahmslosen und stummen Umwelt, methodisch nutzbar gemacht werden kann.
"Angst und Methode in den Verhaltenswissenschaften", das "Trauma von der Stummheit der Materie".
Sehen wir weiter!
***
Persönliche Anwendungen und Schlüsse:
1.
Es ist nicht das so oft beschworene Alleine-Sein, das die Angst auslöst, es ist das Gewahrwerden der ausbleibenden Reaktion eines schweigenden, teilnahmslosen Universums.
Nun könnte man das gleichsetzen wollen, aber es besteht durchaus ein wesentlicher Unterschied. Der Begriff des Alleine-Seins zeigt sich viel zu undifferenziert, viel zu allgemein, viel zu oberflächlich, er ist nutzlos im Sinne einer anwendbaren, funktionierenden Operationalisierung. Man kann, um es simpel auszudrücken, schlicht nichts mit ihm anfangen. Im Pool seiner unspezifischen Oberflächlichkeit existiert lediglich ein einziger vermeintlich operabler Zusammenhang: Du glaubst dich alleine? Dann suche den Kontakt, suche die Gesellschaft anderer Menschen.
Geh mit ihnen um! Geh und sprich mit ihnen!
Dass dieser Weg nicht funktioniert, wissen wir alle.
"Suche die Einfachheit, aber misstraue ihr!", Worte eines unbekannten Meisters (ich muss mal recherchieren, wer das gesagt hat).
Der wahre Grund der Angst, die Angst vor dem Ausbleiben einer Reaktion der stummen, teilnahmslosen Materie dagegen - bietet, aufgrund seiner Differenziertheit und der Stimmigkeit seiner psychologischen Herleitung aus dem frühkindlichen Befinden, die Möglichkeit einer gezielten Bewusstmachung und damit der Eliminierung.
Man entreiße das Gewächs dem Boden, samt seiner Wurzel, und es wird nie wieder wachsen.
Nicht das Alleine-Sein ist die Wurzel der Angst an sich, es ist das Ausbleiben der Reaktion eines stummen Universums, die traumatische Panik, die genau dieses Ausbleiben in uns auslöst, es sind die - hauptsächlich negativen - Halluzinationen, die unser Geist produziert, um die Panik dieses Ausbleibens abzumildern. Die wahre Grund der Angst liegt in der Irrealität (die unser Geist unwillkürlich selbst produziert).
Wir dürfen also nicht nur keine Erwartungen in der engeren Fassung des Vorgangs, keine BESTIMMTEN Erwartungen haben, sondern wir dürfen, darüberhinaus, im umfassendsten Sinne, überhaupt keine Reaktion oder Antwort mehr erwarten.
Heißt implizit aber auch: JEDES Reiz-Reaktions-Schema kann gebrochen werden.
Mittels des Bewusst-Seins.
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