Dienstag, 2. August 2022
Keiner
- der schreibenden Menschen, mit denen ich mich bisher näher befasst habe, erscheint, biographisch und interpretatorisch, so unfassbar wie Eddie Poe. Dabei liegen die Urgründe eigentlich relativ offen, und sind im Prinzip auch relativ einfach gestaltet.
Das wirkliche Problem liegt eindeutig in der Poe-Interpretation selbst.
Aus irgendeinem Grund suchen im Falle von Poe alle irgendwie immer nach tieferen Zusammenhängen, was dann mitunter zu den seltsamsten Konstruktionen führt.

Im Fall Kafkas zum Beispiel wird die offenbare, gegebene Oberfläche akzeptiert, auch im Fall Nietzsches sind die offensichtlichen Bezüge zwischen Biographie, Psychologie und Werk kein Problem.

Nur bei Poe suchen sie alle nach etwas Verborgenem.

Das ist - im Mindesten - äußerst amüsant, weil es tatsächlich eher auf die Wirkung der poeschen Atmosphäre auf das Unterbewusstsein des Lesers verweist - als auf Poe selbst.