Montag, 1. April 2024
Incarnation 3000 - A Weird Tale - (Erzählung/Weird) - V-II/Störtebecker - (Fortsetzung).
(...)

Von Störtebecker misstrauisch beäugt bestieg Josh das Boot. Als sie sich niedergelassen hatten, Josh nahe des Affen, Misfits ihm gegenüber - hinter den Ruderern, am anderen Ende des Boots, kamen dem Revolutionär Zweifel ob der Realität der Szene, in der er offenbar eine Rolle spielte. Was, wenn dies alles nur eine Illusion ist? Was, wenn die mich umgebende Kulisse sich als bloße Nachbildung einer Realität erweist? Als substanzloses Modell einer solchen? Vielleicht war er gar nicht hier, saß überhaupt nicht in diesem Boot! Und - einmal offen gesprochen: ein Mutant namens Misfits? Ein Schleim absondernder Unterweltherrscher, gehüllt in violetten Glitzer?
„Es muss ein Traum sein.“, hörte Josh sich sagen.
Noch während er weiter seine Gedanken spann, setzte irgendwo in der Dunkelheit um sie herum das hallende Geräusch einer johlenden Mutantenhorde ein, die sich, ungeachtet seiner philosophischen Fragen, beim Glücksspiel vergnügte.
Sie umrundeten einen Wall aus aufragenden Felsobelisken und -säulen, näherten sich dem sagenumwobenen Casino der Mutanten, dessen weithin bogenförmiger Zugang unregelmäßig aus einer annähernd schwarz erscheinenden Felsklippe herausgearbeitet worden war. Warmes Licht drang von innen heraus auf den stillen, dunkel ausdünstenden See aus Abfall, fauligen Kadaverresten und Exkrementen, den sie überquerten. Knirschend fuhren sie auf einem Kiesstrand auf, und noch während sie saßen forderte Misfits Josh auf, ihm als nächstes zu folgen, und sich dabei nicht weiter als vielleicht einen knappen Meter von seiner Seite zu entfernen. Im Gegenlicht des Casinoeingangs beobachtete Josh, wie vor ihm erst der gehörnte Mutant und anschließend die beiden Ruderer, die - wie eineiige Zwillinge gleich aussahen und ohne erkennbare Mimik waren, an Land kletterten.
Misfits wartete am Strand bis Josh an den Ruderern vorbei zu ihm gelangt war.
Dann drehte er sich um und stapfte den leicht ansteigenden Kiesstrand hinauf.
Josh folgte ihm dicht auf.
Hinter ihnen traten die Ruderer zusammen. Einer der beiden trug das unstete Äffchen im Matrosenshirt auf seiner Schulter; sie beratschlagten sich in einer zutiefst unmenschlichen Sprache.
„Ich sage Nein, meine Freunde! Dieser Mann ist nicht nach meinem Geschmack. Er wird uns verraten, Freunde, wird uns verraten, wird uns verraten, wird uns verraten. So wahr ich - ich bin, Störtebecker, Mutant der dritten und - wie man mutmaßt -vorerst letzten Mutantengeneration.“
Die beiden Ruderer schwiegen, zeigten keinerlei Reaktion, und alsbald trennte man sich. Störtebecker sprang und hüpfte den Weg hinauf in Richtung des warmen Lichts und erreichte den Eingang des Casinos nur wenige Minuten nach Josh und Misfits. Schnell verlor er sich in der Masse der umherwandelnden Besucher des Casinos, allesamt Mutanten und Hybride der unterschiedlichsten Art.

(...)

... link


Montag, 18. März 2024
Incarnation 3000 - A Weird Tale - (Erzählung/Weird) - V-I/Störtebecker.
(...)

Dort, so hatte Josh die Worte des gehörnten Unterweltherrschers verstanden, sollte ein Kreis aus zwölf Ratgebern und Freunden sie erwarten. Dieser Kreis war eine der Instanzen, die Josh auf dem Weg zu Dr. Monk hinter sich zu bringen noch bevorstand. Entschlossenen Schritts bewegte er sich durch die dunstige Nacht und fühlte dabei nur wenig von jenem vibrierenden, innerlichen Zittern, das ihm stets eine entscheidende Situation ankündigte.
Nach einer Weile Wegs gelangten sie zu einer unauffälligen, steil abfallenden Betontreppe, die, in einer schmalen Seitengasse gelegen, hinab unter die Fundamente der ältesten Häuser der Stadt führte: nasser, spiegelnder Glanz auf jeder ihrer Stufen. Die Wellblechtür am Ende der Treppe öffnete sich mit einem furiosen Kreischen. Sie war unverschlossen gewesen, sodass Misfits sie einfach mit grober Pranke am verbeulten Haltegriff gepackt und aufgezogen hatte. Der Raum hinter der Tür war hell erleuchtet. Kaltes, weißes Neonlicht aus einer illegalen, altmodischen Büroröhre ließ Joshs Haut fleckig werden. Der leere Raum endete an einer gegenüber gelegenen, grünen Stahltür, welche sich ebenfalls als unverschlossen erwies. Es folgte ein lang gezogener, leicht abschüssig verlaufender Gang, in dem jeder ihrer Schritte ein Echo nach sich zog, und so gelangten sie schließlich an den Rand eines unerkenntlich weiten unterirdischen Sees, dessen bräunlichen Fluten einen erbärmlichen Gestank ausströmten.
Wie schon in dem Gang, der sie hierher geführt hatte, war es, abgesehen von ein paar wenigen Pechfackeln, die in Halterungen entlang der Felswände hinter ihnen steckten, auch hier nahezu stockfinster.
Sie warteten, schweigend, bis, erst unwirklich und kaum wahrnehmbar, dann deutlicher, sie das flackernde Licht einer weiteren Fackel gewahrten, die, wie man, während die Erscheinung sich näherte, schnell erkennen konnte, ein offenbar nervöser Affe, der im im Bug eines hölzernen, alten Ruderbootes saß, emporstreckte. Der kleine Affe mit den spinstigen Gliedmaßen und den hektisch umherzuckenden Augen trug ein rot-weiß gestreiftes Matrosenshirt, seinen Kopf wurde verziert von einer altmodischen, weißen Kapitänsmütze samt Anker.
Sein Name lautete Störtebecker, und er war gehörig stolz darauf, einer der wenigen Mutanten der dritten und, wie man annahm, letzten Mutantengeneration zu sein.
„Misfits? Seid ihr das?“, piepste der Affe. Seine Stimme lag in einem Frequenzbereich, der die Ohren schmerzen ließ.

(...)

... link


Sonntag, 17. März 2024
Maschine.


(03/24)

... link


Dienstag, 12. März 2024
Incarnation 3000 - A Weird Tale - (Erzählung/Weird) - IV-II/Der König der Tausend Qualen (Fortsetzung).
(...)

„Na, naaaaa..., wer wird denn hier so einfach hereinplatzen ohne ein Wort der Begrüßung. Du lässt es an Respekt mangeln, Junge, wie? Zunächst: begrüße mich, bezeuge mir deine Ehrerbietung!“
Misfit‘s unnatürlich rote Zunge sonderte einen gelblichen Schleim ab, der - unbeachtet von ihm selbst - den Boden, das violette Jackett, sowie die nähere Umgebung besudelte. Josh brauchte einige Sekunden, um seinen Ekel vor dem Mutanten zu überwinden. Dann begrüßte er ihn, gebeugten Kopfs und mit in halberstickter Stimme.
„Seid gegrüßt, Misfits, König der Tausend Qualen, ehrwürdiger Herrscher dieses Teils der Stadt.“
„Jaa, jaaaa…, mein Freund, so mag ich es. Auch, wenn die von Dir benutzte Anrede in meiner Gegenwart nicht dem allgemein akzeptierten Sprachgebrauch entspricht: Wiederhole dein Anliegen!“
Gelb fluoreszierende, schleimige DNA-Ketten spritzten auf Josh‘s Overall. Er ignorierte es. „Ich suche einen Wissenschaftler namens Monk, Dr. Julius Monk, vor Jahren von der Zentraleinheit zum Tode verurteilt und seitdem verschwunden, untergetaucht in den dunklen Kanälen der Stadt. Man ließ mir vor zwei Tagen eine Nachricht zukommen. Darin hieß es, ich könne ihn treffen, heute hier.“
Josh saugte Befriedigung aus dem Gedanken, dass dieses Ding ihm gegenüber bald nicht mehr am Leben sein würde.
„Jaaaa, jaaaa…, mein Freund, nun, vielleicht ist das sogar möglich, heute hier. Vielleicht, vielleicht. Nur, sieh mal, es ist so, dass ich deine Chance darauf in meinen zarten Händen halte. Und! Es sieht des Weiteren so aus, als hättest du mich noch keinesfalls von deiner Loyalität zu mir und den Wesen des Untergrunds überzeugt. Nein, neeeeeeein…, jetzt mit einem Mal bin ich mir sogar ganz sicher diesbezüglich: Du wirst mich überzeugen müssen, Jungchen!“
Schleim, nichts als gelber Schleim, dessen unaufhörlichen Fluss der Mutant anscheinend generell nicht zu kontrollieren in der Lage war.
„Pass auf, ich sag dir was wir machen!“, spritzte es weiter gelb hervor. „Du begleitest mich für die nächsten Stunden durch die wunderschöne Nacht. Wir werden ein paar Freunde besuchen, ein paar Dinge erledigen. Danach wirst Du warten bis ich, und einige andere, eine Entscheidung in dieser Sache getroffen haben. Alright Cowboy?“
Josh blieb nichts anderes übrig - als einzuwilligen, die Sache erforderte eben so manches Opfer.
Er folgte dem schleimigen Koloss, hinaus auf den schmierigen Asphalt der Straße vor der Bar. Dichter Dunst, der aus den Kanälen drang, umhüllte sie. Über sich hörten sie das Zischen der Magnetbahn leise sich bemerkbar machen. An trübe-diesig glimmenden Straßenpyramiden entlang begaben sie sich in Richtung jener sagenumwobenen Spielhölle, die tief im Labyrinth der finsteren Seitengassen vergraben lag: das Casino der Mutanten.

(...)

... link