Sonntag, 17. März 2024
Maschine.


(03/24)

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Dienstag, 12. März 2024
Incarnation 3000 - A Weird Tale - (Erzählung/Weird) - IV-II/Der König der Tausend Qualen (Fortsetzung).
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„Na, naaaaa..., wer wird denn hier so einfach hereinplatzen ohne ein Wort der Begrüßung. Du lässt es an Respekt mangeln, Junge, wie? Zunächst: begrüße mich, bezeuge mir deine Ehrerbietung!“
Misfit‘s unnatürlich rote Zunge sonderte einen gelblichen Schleim ab, der - unbeachtet von ihm selbst - den Boden, das violette Jackett, sowie die nähere Umgebung besudelte. Josh brauchte einige Sekunden, um seinen Ekel vor dem Mutanten zu überwinden. Dann begrüßte er ihn, gebeugten Kopfs und mit in halberstickter Stimme.
„Seid gegrüßt, Misfits, König der Tausend Qualen, ehrwürdiger Herrscher dieses Teils der Stadt.“
„Jaa, jaaaa…, mein Freund, so mag ich es. Auch, wenn die von Dir benutzte Anrede in meiner Gegenwart nicht dem allgemein akzeptierten Sprachgebrauch entspricht: Wiederhole dein Anliegen!“
Gelb fluoreszierende, schleimige DNA-Ketten spritzten auf Josh‘s Overall. Er ignorierte es. „Ich suche einen Wissenschaftler namens Monk, Dr. Julius Monk, vor Jahren von der Zentraleinheit zum Tode verurteilt und seitdem verschwunden, untergetaucht in den dunklen Kanälen der Stadt. Man ließ mir vor zwei Tagen eine Nachricht zukommen. Darin hieß es, ich könne ihn treffen, heute hier.“
Josh saugte Befriedigung aus dem Gedanken, dass dieses Ding ihm gegenüber bald nicht mehr am Leben sein würde.
„Jaaaa, jaaaa…, mein Freund, nun, vielleicht ist das sogar möglich, heute hier. Vielleicht, vielleicht. Nur, sieh mal, es ist so, dass ich deine Chance darauf in meinen zarten Händen halte. Und! Es sieht des Weiteren so aus, als hättest du mich noch keinesfalls von deiner Loyalität zu mir und den Wesen des Untergrunds überzeugt. Nein, neeeeeeein…, jetzt mit einem Mal bin ich mir sogar ganz sicher diesbezüglich: Du wirst mich überzeugen müssen, Jungchen!“
Schleim, nichts als gelber Schleim, dessen unaufhörlichen Fluss der Mutant anscheinend generell nicht zu kontrollieren in der Lage war.
„Pass auf, ich sag dir was wir machen!“, spritzte es weiter gelb hervor. „Du begleitest mich für die nächsten Stunden durch die wunderschöne Nacht. Wir werden ein paar Freunde besuchen, ein paar Dinge erledigen. Danach wirst Du warten bis ich, und einige andere, eine Entscheidung in dieser Sache getroffen haben. Alright Cowboy?“
Josh blieb nichts anderes übrig - als einzuwilligen, die Sache erforderte eben so manches Opfer.
Er folgte dem schleimigen Koloss, hinaus auf den schmierigen Asphalt der Straße vor der Bar. Dichter Dunst, der aus den Kanälen drang, umhüllte sie. Über sich hörten sie das Zischen der Magnetbahn leise sich bemerkbar machen. An trübe-diesig glimmenden Straßenpyramiden entlang begaben sie sich in Richtung jener sagenumwobenen Spielhölle, die tief im Labyrinth der finsteren Seitengassen vergraben lag: das Casino der Mutanten.

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Sonntag, 3. März 2024
Short Cuts I/TOT/1997-1999 - I/Howl 2000.
Dein analytischer Verstand wird dich um den selbigen bringen. Ohne analytisch, ohne Verstand.
Mein Verstand, so wie ich ihn verstehe, ist nicht der deine, ist der meine, ist er, ist.
Geh mir aus den Augen Mensch, ich kann nicht sehen, was du tust.
Gut, ich gehe.
Nein, bleib!
Bleib.
Sie gehen gemeinsam ein Stück des Weges den Berg hinab ins Tal. Sie sehen gemeinsam den schmalen Pfad hinab ins Tal, wo grüne Wiesen liegen, dort im Tal, zwischen den Häusern der Bauern und der Bürokraten. Kein Wort sprechen sie mehr an diesem Tag; er klingt aus in einem Fest mit Hausmusik und Butterschmalz. Sie bestreichen ihre Brote dunkel mit Fett. Die Musik spielt im Takt der streichenden Messer, die sich winden im Verteilen. Müdigkeit im Bauch wiegt sie in Sicherheit. Der Schlaf kommt aus der Ecke und wirft seinen Mantel über jeden Einzelnen von ihnen.
Gute Nacht.
Der Morgen, der Morgen ist so schön. So schön der Klang der Vogelstimmen. Dort in den kahlen Bäumen klingt es, singt es - wie Donner. Hörst du denn nicht den leisen, manchmal lauten, Ruf nach Freiheit? Fühlst du nicht von Zeit zu Zeit den Schmerz der Aufgabe, die wartet? In den Augen aus Granit? In den Herzen aus Marmor, und nicht Gold?
Geh.
Bleib.
Der neue Tag wird einsam sein. Hier unten in den Niederungen haben die Straßen aus Asphalt den Sieg davongetragen. Hier unten lebt der Tod.
Sie betreten eins der Kaffeehäuser, um sich auszuruhen, um zu sitzen unter den anderen, die sie wie glotzende Kühe betrachten. Ich bin nicht von dieser Welt. Ich bin auserwählt, um jedem, der es will, den Frieden zu bringen. Den Frieden einer unerkannten Macht will ich Euch bringen. Betet mich an ihr Götzendiener. Ihr seid der Sünde verfallen. Ihr tanzt den Tanz ums goldene Kalb. Immer schneller, immer wilder um den Götzen, der sich, ungeachtet eurer Mühen, stumm zu euch verhält.
Betet mich an, verdammte Menschen.
Du bist verrückt, bist mein Freund, der nicht geboren ist, um dieses Leben zu bestehen. Die Verdammnis ist ein zweischneidiges Schwert. Sie lacht und weint in einem Augenblick. Sie tötet und gebiert in jedem Augenblick. Sie lebt. Sie geht. Sie steht gefangen in den Fesseln deiner, meiner, unserer Gedanken.
Ich muss gehen. Muss verlassen, was verlassen werden will, in diesen Tagen der Qual. Siehst du die blutenden Striemen, die mein Fleisch zerfressen haben? Tiefe Wunden beweisen meinen Kampf, bezeugen mein Ringen gegen das, was sie das Schicksal nennen. Ich weiß davon nichts. Ich kann nichts sagen über das Schicksal, das Ihr - zu kennen scheint. Ich bin gefangen in mir selbst und werde es bleiben. Es gibt ihn nicht, den anderen Weg. Den Ausweg aus der Hölle, die da brennt, die in Flammen steht seit Anbeginn der Welt. Ich trage die Angst mit mir. Auf bunten Fahnen, die im Sturm erblühen. Mein Herz ist Eisenherz, in meinen Träumen und nur dort. Ihr wisst es nicht. Ihr wisst es nicht. Wie ich. Wie ich. Vergib mir Seele. Vergib mir, bunter Vogel. Flieg. Weiter und weiter fort von mir, der ich den Schmerz gefunden habe, in deinen Armen, deinen Augen.
Urlaubsträume treiben umher. Dunstige Schwaden. Klebrige Nebel befeuchten alles, was dort ungeschützt sich preisgibt, was sterben will, um aufzugehen, aufzuerstehen. Nicht einer von Euch lebt. Nicht einer von euch.
Lebt.
Was also willst du tun, um weiterzumachen, um die Möglichkeiten weiter und weiter, immer weiter am Leben zu erhalten? Du willst nichts verlassen. Willst alles mit dir tragen. Du schindest dich umsonst. Du leidest umsonst. Der schwere Stein auf deinem Rücken kennt dich nicht. Der schwere Stein auf deinem Rücken liebt dich nicht. Wirf ihn ab. Wirf ihn ab und folge mir, erleichtert jetzt, hinaus in eine freie Welt.
Ich kann es nicht. Vielleicht sogar - will ich es nicht.
Warum? Warum das Klagen allenthalben? Warum das Reden über alles, über nichts? Warum nicht schweigsam sein für immer? Wie im Zentrum des Orkans. So still hier drinnen. Sie verstehen mich nicht, so wie ich sie nicht verstehen kann. Überhaupt scheint ein wirkliches Verständnis einfach nur undenkbar.
Undenkbar für mich.
Das ist meine Lehre, die ich geben kann: es ist kein Verständnis möglich zwischen den Menschen. Es ist kein Verständnis möglich für einen Menschen, der mit sich alleine lebt. Es existiert nicht die Möglichkeit, das Außen zu verstehen, noch das Innen. Das ist die Lehre, die ich zu geben habe. Doch ich bin kein Lehrer, bin zu keiner Zeit einer gewesen. Ich bin auch kein Held, bin zu keiner Zeit einer gewesen. Doch gewollt hab ich immer viel. Ja, alles sogar. Bekommen aber hab‘ ich nichts von alledem. Nur das Wissen, das so endgültig erwächst in mir. Dieses Wissen ist von negativer Art. Ist schlicht und einfach - ein klares "Nein". Nicht mehr. Das Wissen ist nicht wissbar. Nein. Das Herz ist nicht erlebbar. Nein. Der Geist ist nicht ergreifbar. Nein. Der Sinn ist nicht erdenkbar. Nein, nicht, negativ, negativ ...
Ist dieses Blatt zu wenden? Kann einer die andere Seite sehen? Kann irgendjemand, der, wie ich, nicht weiß, nicht will, kann er die andere Seite sehen?
Ich warte und warte und weiß nicht auf was. Auf eine Erlösung vielleicht. Erlösung? Welch ein Wort, welch ein Gedanke. Angst erscheint aus tiefen Wassern. Taucht auf und glitzert verstohlen im Gegenlichtlicht von oben. Beleuchtungen hinter Glas. Sich verformende Blasen aus Sauerstoff, konzentrierte Zähigkeit. Erlösung vom Fluch. Vom Fluch der Geburt, welcher in unfairen Stunden aufersteht.
Mich hat niemand gefragt, ob ich denn leben will.
Das macht die Frage nach dem Tod so unendlich nutzlos in meinen Augen.
Der Tod, der Tod, der Tod, Tod, Tod, Tod ...
Wie Morsezeichen einer Funkstation, die niemand mehr bedient. Irgendwo dort draußen, wo ein Eissturm messerscharfe Splitter mit sich trägt. Irgendwo dort draußen, wo ein Schiff, den Urgewalten ausgeliefert, steuerlos von einer Seite auf die andere geschlagen, hilflos treibt.
Dunkel ist die Nacht der letzten Stunden, wenn der Glanz verloren ist. Pathetisch hoffnungslos ist es, trotz allem immer weiter voranzuschreiten, mit blinden Augen und tastend ausgestreckten Händen. Immer wieder sich das alles einzubilden, was am Leben uns erhält. Die Hölle, das Fegefeuer, das ist die Erkenntnis. Ich weiß es und weiß es nicht, genau wie ihr alle.
Der Raum ist voller Fragen. Angefüllt, geschwängert von Fragen, die nicht mehr sind als ein Zeitvertreib, die nicht ernst zu nehmen sind. Es sind nur Fragen, die, um des Fragens willen überhaupt gestellt, nicht einmal dieses sind.
Nein. Nein. Nein.
Wir erinnern uns an die einzig zu gebende Lehre: Die Lehre der Negativität. Wo sind wir, wo bin ich geborgen, wenn ich nicht zu Hause sein darf? Wenn ich vertrieben bin wie ein Vagabund. Soll ich das Negative wenden in ein künstliches Glück? Wenn doch alles so selbstgemacht erscheint, so konstruiert von unwissenden Gedanken. Immer - bleibt etwas außen vor. Immer - fällt etwas aus dem Rahmen. Gehört nicht dazu. Darf nicht passen in das Bild, das du dir machst. Wo ist der Schlüssel für dieses Schloss an dieser Tür, die, man beachte das, in Wirklichkeit nicht einmal existiert.
Kann man alles erfassen? Was ist es, dieses Ganze?
Die Gesamtheit.
Auch sie ist nur ein Negativ.
Ein negatives Empfinden der Unvollständigkeit.
Ein Ideal. Ein Traum.
Wenn du manche Stufen nimmst, so gibt es kein Zurück. Was dennoch bleibt, das ist der Blick über die Schulter. Zurück, hinab, dorthin, wo du selbst einmal gewesen bist, wo du vielleicht gar hättest bleiben sollen.
Doch was nutzt es noch, das Lamentieren um ein "Ja", ein "Nein"? Um Positiv und Negativ. Ich hab das alles nicht gewollt. Nicht das schauen wollen, was ich sah. Nicht den Sinn verlieren in der Schlacht um Nichts. Wie soll ich mich schützen gegen - was auch immer? Gegen Eure, gegen Deine Meinung, die ihr, die du, aus eurer, deiner Seele schneidest und mir in meine Haut brennst. Ich weiß nicht, wer oder was ich bin. Ich kann die Fragen nicht vergessen, solange Antworten nicht zur Verfügung stehen. Auch wenn es diese Antworten überhaupt nicht geben kann. Das ist der Fluch der Wissbegier. Ich kann nichts dafür. Ich will weder Herr noch Sklave sein. Ich behandle alle Positionen gleich. Mir ist Recht getan, wenn niemand mehr sich Mühe gibt, wenn niemand mehr nach irgendetwas strebt, noch irgendetwas sucht oder zu finden hofft. Dann ist Stille, sind wir alle im Zentrum des Orkans.
Aussatz.
Unrein, unrein bin ich, und ich will es sein, verflucht, verflucht.
Seid ihr denn alle schon verbrannt?
Habt ihr denn alle aufgegeben?
Howl.

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Mittwoch, 21. Februar 2024
Short Cuts I - TOT - 1997-1999.


CoverEntwurf (2008-2010) für die Textsammlung "SHORT CUTS I".

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